Gastkommentar

Hat China den Höhepunkt seiner Macht erreicht?

(c) Peter Kufner
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Man sollte China weder über- noch unterschätzen. Dennoch haben die USA aktuell immer noch fünf langfristige Vorteile.

DER AUTOR

Joseph S. Nye (*1937 in South Orange, New Jersey) ist Professor für Politikwissenschaft an der Harvard University. Er war Vorsitzender des National Intelligence Council (1993/94) und stellvertretender US-Verteidigungsminister (1994/95). Zahlreiche Publikationen, zuletzt: „Do Morals Matter? Presidents And Foreign Policy from FDR to Trump“ (2020).

Das Scheitern der chinesischen Null-Covid-Politik führt zu einer Neubewertung der Macht Chinas. Bis vor Kurzem gingen viele davon aus, dass Chinas BIP bis 2030 oder kurz danach über dem der Vereinigten Staaten liegen würde. Doch nun behaupten einige Analysten, dass die USA, selbst wenn China dieses Ziel erreichen sollte, erneut die Nase vorn haben werden. Hat China den Höhepunkt seiner Macht demnach bereits überschritten?

Es ist ebenso gefährlich, Chinas Macht zu überschätzen, wie sie zu unterschätzen. Entgegen der gängigen Meinung ist China nicht die größte Volkswirtschaft der Welt. Gemessen an der Kaufkraftparität hat es die US-Wirtschaft 2014 überholt. Doch Kaufkraftparität dient Ökonomen als Instrument zum Vergleich des Wohlstands. Selbst wenn China eines Tages die USA in Bezug auf die wirtschaftliche Gesamtgröße übertreffen sollte, ist das BIP nicht der einzige Maßstab für geopolitische Macht. China bleibt in Bezug auf militärische und Soft-Power-Indizes weit hinter den USA zurück, und seine relative wirtschaftliche Macht ist noch geringer, wenn man auch die Verbündeten der USA wie Europa, Japan und Australien berücksichtigt.

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