Kunstwerte

Messe-Aus

Die Art-Basel-Mutter MCH Group sagt die Kunst- und Antiquitätenmesse Masterpiece in London ab. Der Grund seien hohe Kosten und die Folgen des Brexit.

Während diese Woche in Singapur die neue Messe Art SG, an der die Art-Basel-Mutter MCH Group beteiligt ist, ihre Prämiere feiert, wurde fast zeitgleich die ebenfalls zur MCH gehörende Londoner Kunst- und Antiquitätenmesse Masterpiece, die heuer vom 28. Juni bis 5. Juli stattfinden hätte sollen, abgesagt. „Die steigenden Kosten und die rückläufige Zahl der internationalen Aussteller machen die Veranstaltung in diesem Jahr wirtschaftlich unrentabel“, heißt es dazu in einer Presseaussendung der MCH Group. Die Schuld daran wird vor allem dem Brexit gegeben. Komplizierte Zollformalitäten und die Abschaffung der Mehrwertsteuerrückerstattung für internationale Kunden mache den Standort für internationale Aussteller unattraktiv. Vor allem die Juweliere, die ein wichtiger Teil der Messe sind, litten unter der Abschaffung der Mehrwertsteuerrückerstattung. In der Folge sei die Zahl der Bewerbungen von internationalen Ausstellern um 86 Prozent zurückgegangen. Auch steigende Transport- und Baukosten, die sowohl den Veranstalter als auch die Aussteller treffen, wurden als Grund der Absage genannt.

Überraschende Entwicklung. Diese Entwicklung kommt sehr unerwartet, hat doch die MCH Group erst vergangenen Sommer ihre Beteiligung an der Masterpiece auf 100 Prozent aufgestockt. Die Auswirkungen des Brexit waren zu diesem Zeitpunkt schon klar ersichtlich. Und es war auch die Masterpiece, die den rigorosen Sparkurs, der 2019 aufgrund schwerer finanzieller Turbulenzen der Messegruppe notwendig wurde, überlebte. Während die Beteiligungen an anderen Messen wie der India Art Fair oder der Art Düsseldorf wieder abgestoßen wurden, war zu dem Zeitpunkt bei der Masterpiece noch von möglichen Expansionsplänen nach Asien die Rede.

Dass die Masterpiece jetzt noch eine Zukunft hat, ist stark zu bezweifeln. Zwar wird laut MCH Group über künftige Optionen für die Marke „aktiv nachgedacht“ und man sei auch bestrebt, die Mitarbeiter zu behalten, eine Messe im derzeitigen Format wird es aber definitiv nicht mehr geben. Das bestätigte auch die Masterpiece-Direktorin Lucie Kitchener gegenüber dem „Art Newspaper“.

Die Masterpiece war eine beliebte Messe und hat 2022 40.000 Besucher angezogen. Das Aus scheint ein weiterer Beleg dafür zu sein, dass London seine führende Position auf dem Kunstmarkt in Europa verliert. Zumindest hat diesbezüglich die MCH Group mit der neuen Paris+ par Art Basel eine klare Entscheidung zugunsten Paris und mit dem Ende der Masterpiece gegen London gefällt.

eva.komarek@diepresse.com

www.diepresse.com/kunstwerte

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.01.2023)

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