FH-Podiumsdiskussion

Generationenwechsel: Größte Veränderung steht noch bevor

FH BFI Wien, P. Rösler
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Fehlendes Personal stellt viele Firmen vor große Schwierigkeiten. Vor allem, wenn der Ausfall unerwartet kommt. Doch wie gehen Konzerne - wie die ÖBB - damit um, vor einer noch nie dagewesenen Pensionswelle zu stehen?

Rund 3000 neue Mitarbeitende pro Jahr suchen die Österreichischen Bundesbahnen. Bis 2027 soll das Unternehmen sogar rund 17.000 neue Beschäftige zählen. Denn: Der Generationenwechsel stellt das Unternehmen vor Herausforderungen. „Beinahe 40 Prozent der Belegschaft werden das Unternehmen verlassen, um in Pension zu gehen“, sagt ÖBB-CEO Andreas Matthä beim Dialog der Generationen an der FH des BFI Wien. „Der Konzern wird in den nächsten Jahren sozusagen erneuert. Deshalb bemühen wir uns, qualifizierte Talente zu finden, mit Vorurteilen aufzuräumen und uns diverser aufzustellen“, betont er.

Künftige Mitarbeitende im Verschub und angehende Fahrdienstleiter erwartet nach dem Probemonat eine Prämie von insgesamt 5000 Euro (ausgezahlt auf zwei Tranchen) sowie ein iPhone. Als „Willkommensgeschenk“ werden diese Anreize in einer Aussendung bezeichnet. Auch bereits fertig ausgebildete Triebfahrzeugführer, die bei den ÖBB beginnen, erhalten nach sechs Monaten und bestandenen Prüfungen einen Bonus von 5000 Euro brutto. Maßnahmen, die sich nicht jeder leisten kann. Doch der Konzern schrieb 2021 Umsatzerlöse in der Höhe von 4,356 Milliarden Euro, die Gesamterträge belaufen sich sogar auf knappe sieben Milliarden Euro, gemäß internen Angaben. Auch die Statistik Austria zeigt: 187,6 Millionen Fahrgäste haben die ÖBB im Jahr 2021 mit ihren Zügen transportiert.

Jobs „mit Sinn“ wählen

Um den hohen Bedarf decken zu können, werde auf „Jobs mit Sinn“ gesetzt, sagt Matthä und bezieht sich dabei auf den Wunsch der Jungen, in ihrem Job auch etwas Gutes für die Umwelt zu tun. Obwohl ein Drittel des Bahnstrombedarfs in Österreich bereits in Wasserkraftwerken erzeugt wird, sei eine der größten Herausforderungen, „den Güter- und Personenverkehr gänzlich CO₂-frei zu machen“. Doch nicht nur an dieser Stellschraube gelte es zu drehen: Auch die Teams sollen diverser aufgestellt und das Bild des veralteten Eisenbahners neu gezeichnet werden, sagt er.

„Früher war es schwierig, Frauen von den Berufen der Bundesbahnen zu überzeugen – unter anderem, weil viele Tätigkeiten mit körperlichem Kraftaufwand verbunden waren.“ Doch durch fortschreitende Technologie sind Stellwerke über ein Display zu steuern. Mit „früher“ meint er vor einigen Jahren – und nicht vor hundert Jahren, als die Bundesbahn im Oktober 1923 erstmals ihren Betrieb aufnahm.

Was die Jugend bewegt

Über die (hohen) Ansprüche der Jungen wird oft diskutiert. Bei der Veranstaltung zeigte sich: Interessierte haben auch viel zu bieten, rege Neugierde zum Beispiel. So wollen sie wissen, ob sich „die steigenden Energiepreise auf die Fahrkartenpreise auswirken“. Das bejaht der Vorstandsvorsitzende: „Natürlich werden wir Preiserhöhungen vereinbaren müssen, aber wir sind bemüht, unter der Inflationsrate zu bleiben.“

FH BFI Wien, P. Rösler

Oder auch, wie die Unternehmenskultur ist. Dabei müssten zwei Ebenen beachtet werden, sagt er. Einerseits, wie man miteinander umgeht und spricht: „Wir sind nur dann stark, wenn wir zusammen arbeiten und einander wertschätzen.“ Andererseits gebe es aus betrieblicher Sicht eine hierarchische Struktur. Ein FH-Student interessiert sich dafür, welche Vision die ÖBB bezüglich High-Speed-Zügen haben. Darauf Matthä: „Eine europäische“.

(red/est)

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