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Donald, das Trampeltier

In Los Angeles gab die Academy of Motion Picture Arts and Sciences – ein elefantöses Wortungetüm für eine Institution, die Hollywood pseudoakademische Würde verleiht – die Oscar-Nominierungen bekannt. Sie versammelt die üblichen Verdächtigen.

Der wuchtigste und explosivste Auftritt in einer Nebenrolle blieb aber unbelohnt. Der Elefant in der orgiastischen Eröffnungssequenz von „Babylon“, der als Exempel für die Exzesse der Stummfilmära in die Filmgeschichte eingehen wird, sprengt jede Kategorie. In Hollywood wussten sie immer schon, dass Kinder und Tiere den Schauspielern die Show stehlen – und natürlich Psychopathen wie Hannibal Lecter in „Das Schweigen der Lämmer“. Hannibal, der Kannibale: „Bereit, wenn Sie es sind.“

Dass Hannibal in seinem Eroberungsfeldzug mit Elefanten über die Alpen gezogen ist, schreckte einst sogar die Römer auf, die danach ein Faible entwickelten für animalische Spektakel. Und dass die US-Republikaner schließlich beim Elefanten als Wappentier landeten, erweist sich angesichts der jüngeren Historie nur als folgerichtig. Der Flurschaden der Trump-Ära liefert eine Unmenge an Stoff für Hollywood. Wobei wir uns Trump gut als Protagonisten, Impressario oder gar als Trampeltier der Stummfilmära vorstellen könnten, wie „Babylon“ sie porträtiert: Jumbo-Donald. (vier)

Reaktionen an: thomas.vieregge@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.01.2023)

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