Pizzicato

Dolce Vita

Ist es das Dolce Vita, das Wildtiere in Italiens Städte und Bergdörfer lockt? Ist es der Duft von Nektar und Ambrosia, Spumante und Barolo, Pasta und Tiramisu?

Haben die Rotten von Wildschweinen, die durch die Straßen Roms ziehen und plündern, von der Via Veneto über die Villa Borghese bis hinunter zum Tiber, noch nicht gewittert, dass dies ihre ewigen Jagdgründe sein könnten? Dass Wildschweinschinken als Delikatesse gilt? Oder hegen die Vierbeiner die Hoffnung auf eine friedliche Koexistenz mit den Zweibeinern? Auf eine päpstliche Bulle des Epigonen des Franz von Assisi, die eine vegane Kultur vorschreibt?

Juan Carrito, dem zotteligen Gourmand aus den Abruzzen, der es zu wild getrieben hatte, war indes kein Happy End vergönnt. Die Gazetten widmeten dem Braunbären nach dessen Karambolage von Wehmut getränkte Nachrufe. Er hatte es schließlich zum Maskottchen gebracht. Selbst nach seiner Aussetzung aus dem Stammrevier zog es das Schleckermaul zurück zu den Lieblingslokalen – darunter eine Konditorei und ein Haubenrestaurant.

Der Nationalpark-Direktor bezeichnete ihn gar als „James Dean der Bären“. Seine Beisetzung wird nicht so pompös ausfallen wie jüngst für „La Lollo“ – Gina Lollobrigida – an der Piazza del Popolo, aber doch Fans und Paparazzi anziehen. (vier)

Reaktionen an: thomas.vieregge@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.01.2023)

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