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Jeder (Arbeitgeber) ist des Glückes Schmied

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Im Job nicht nur zufrieden - sondern glücklich - zu sein, ist der wichtigste Faktor für Mitarbeitende. Dafür wären viele sogar bereit, von ihrem Gehalt Abstriche zu machen.

Viele Menschen kennen das Gefühl, sich jeden Morgen überwinden zu müssen: um aufzustehen, sich fertig zu machen und in die Arbeit zu fahren. Ein Kraftakt. Der Wecker ist zu laut, der Kaffee zu heiß und die gehetzte Stimmung der Mitarbeitenden trübt die eigene. Eine Zeit lang ist es auszuhalten, bis man beginnt - in Zeiten des Fachkraft- und Personalmangels - sich einen neuen Job zu suchen.

Diese hohe Wechselbereitschaft spiegelt sich auch in Studien wider. Zuletzt zeigt der awork Work-Hapiness-Report, dass sich - unter 1016 Befragten - 66 Prozent trotz zufriedenstellender Arbeitssituation überlegen, den Job zu wechseln. Sie streben an, noch glücklicher zu werden.

Zu definieren sei dieses Glück anhand der Möglichkeiten, durch die eigene Arbeit einen wertvollen Beitrag zu einem übergeordneten Ziel zu leisten, seine Stärken und Talente gut einsetzen zu können. Und: Sich im Team zugehörig zu fühlen - dabei stehe im Mittelpunkt, sich gegenseitig zu vertrauen und zu unterstützen.

Klar zu trennen sei die Linie zwischen Zufriedenheit und Glück. Handelt es sich bei ersterem um die möglichst kleine Differenz zwischen Erwartung und Ist-Situation, geht es beim Glück darum, im Job positive Emotionen zu erleben. „Ein Fokus auf bloße Zufriedenheit reicht heute nicht mehr aus, um langfristig Talente zu binden“, sagt Ricarda Rehwaldt, Gründerin der Happiness & Work Akademie.

Gehalt gegen Glück tauschen?

Während 2021 nur 38 Prozent der Befragten dazu bereit waren, für ebendieses Arbeitsglück auf einen Teil ihres Gehalts zu verzichten, habe sich die Zahl bereits verdoppelt: 71 Prozent wären bereit, weniger Lohn zu bekommen - und zwar um bis zu 20 Prozent - wenn sie dafür im Gegenzug glücklicher wären.

Im letzten Jahr sei nur ein Prozent damit einverstanden gewesen, auf mehr als die Hälfte des Gehalts zu verzichten. Heute würden
13 Prozent die Summe auf dem Lohnzettel um mehr als die Hälfte
reduzieren, um glücklicher im Job zu sein. In Zeiten von Inflation und
steigenden Lebenskosten zeige dieses Ergebnis deutlich, „dass das reine Gehalt vielen nicht mehr reicht“. 

Insbesondere für Millennials und Gen Z (also zwischen 1980- und 2012-Geborene) hat Arbeitsglück einen hohen Stellenwert: Von den 18-24-Jährigen sind fast 60 Prozent bereit, einen Anteil ihres Gehalts abzugeben, um sich im Job entfalten zu können. Bei den 55-65-Jährigen sind es vergleichsweise „nur“ 21 Prozent.

Gehalt spricht die Gefühlsebene nicht an

Glück vergrößert sich ja bekanntlich, wenn man es teilt. So profitiere auch der Arbeitgeber davon, eine emotionale Bindung von Angestellten ans Unternehmen zu fördern. Es führe dazu, leistungsbereiter zu sein und mehr Einsatz zu zeigen, der über den „Dienst-nach-Vorschrift“ hinausgeht.

Das Gehalt zeige hingegen keinen signifikanten Einfluss auf die Bindung. Im Vergleich: Wie glücklich man bei der Arbeit ist, sei etwa 120 Mal so wichtig für die emotionale Bindung ans Unternehmen wie
das Gehalt, zeigt der Report. Umgekehrt hingegen falle es vielen schwer, die Firma zu verlassen, wenn sie sich gebraucht, gut aufgehoben und verbunden mit dem Dienstgeber fühlen.

Neue Spielregeln streben nicht mehr an, zu gewinnen

Um Glück zu schmieden, müsse es gelingen, das Team zu einer Gemeinschaft zu machen. Das gelingt, wenn alle auf ein gemeinsames Ziel hinarbeiten und ein respektvolles Miteinander pflegen. Damit Teams gemeinsam Prioritäten setzen und hinter einem Ziel stehen können, müssten Unternehmens- und Teamziele transparent und verständlich sein. Dazu eigne sich ein System, wie ‘Objectives and Key Results’, um Ziele auf allen Ebenen der Organisation zu zeigen und den jeweiligen Einfluss der Teams zu verdeutlichen.

Indem Gruppen sich intensiv damit auseinandersetzen, welche Werte ihnen wirklich wichtig sind, schaffen sie Klarheit darüber, welches Verhalten wertgeschätzt wird. Es gebe hier keine richtigen oder falschen Angaben und keine korrekte Anzahl. Arbeitgeber seien gefordert, hinzuhören und hinzuschauen. Zu erkennen, was zwischen den Zeilen steht und den Beschäftigten wertvoll ist.

Die Möglichkeit, offen Lob und Kritik äußern zu können, sei darüber hinaus ein zentrales Werkzeug, um die Gemeinschaft des Teams zu stärken. Um hierfür einen Raum zu schaffen, sollten Feedback-Regeln vereinbart werden.

Drei Tage Büro und zwei Tage Homeoffice

Wenn es um die äußeren Faktoren geht, sorgt vor allem die Option auf Flexibilität für Glücksgefühle. So sei für 88 Prozent die Vereinbarkeit von Arbeit und Privatem einer der wichtigsten Faktoren. Dabei ginge es vielen darum, Beruf und Freizeit gut zu integrieren, anstatt sie voneinander zu trennen. Apropos Flexibilität: Drei Tage Büro und zwei Tage Homeoffice würden am glücklichsten machen.

Doch, an dieser Schraube gelte es aktuell nicht vorrangig zu drehen, denn: Zwei Drittel der Befragten sind bereits der Ansicht, Berufliches und Privates in ihrem Leben gut vereinen zu können. 

(red/est)

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