Nehmt dem Staat doch endlich die Schulen weg. Der kann das nicht...

Österreichs schwächliche staatliche Schulen brauchen genau jene Kur, die schon bei Voest, AUA oder Telekom bestens gewirkt hat: die Privatisierung und den Rückzug der öffentlichen Hand.

Unternehmer berichteten jüngst, Absolventen öffentlicher Schulen verfügten mittlerweile in vielen Fällen über so mangelhafte Lese- und Rechtschreibkenntnisse, dass sie nicht einmal zum Antritt einer Lehre befähigt seien und deshalb von Firmen in Kursen nachgeschult werden müssen, bevor sie überhaupt Lehrlinge werden können.

Das ist ungefähr so, als müsste man jeden fabriksneuen VW Golf als Erstes einmal in die Werkstatt zur Reparatur bringen, weil schon die neu ausgelieferten Wagen so viele Fehler haben, dass sie gar nicht fahrtauglich sind. Klarer und deutlicher kann man die völlige Pleite des staatlichen Schulwesens kaum noch beschreiben.

Überraschen wird dieser beklagenswerte Zustand freilich nur besonders naive Zeitgenossen und die Sozialdemokraten in allen Parteien. Denn der Staat hat in den vergangenen Jahrzehnten geradezu gerichtsfest bewiesen, dass er nicht im Geringsten dazu befähigt ist, als Eigentümer Industriebetriebe, Airlines oder Flughäfen zu führen. Warum er ausgerechnet den Betrieb „Schule“ effizient, leistungsorientiert und kundenfreundlich betreiben können soll, erschließt sich angesichts dieser gesicherten Erkenntnis nicht wirklich.

Deshalb ist stark zu vermuten, dass auch die nun diskutierten Modelle einer Schulreform im Rahmen des derzeitigen Systems staatlichen Eigentums im besten Fall vielleicht ein paar PISA-Pünktchen, aber keine fundamentale Verbesserung bringen kann. Die kann nur jene Kur bringen, die auch in den anderen Fällen staatlicher Misswirtschaft angeschlagen hat: völlige Privatisierung, diesfalls der Schulen.

Wie in jeder anderen Branche auch, führte das endlich zu Wettbewerb, damit besseren und effizienteren Angeboten des Produktes „Lehren“ und einem insgesamt viel vielfältigeren und breiteren Markt für Schulen.

Die ganze ideologisch schwer aufgeladene Diskussion um die Fetische „Gymnasium“ und „Ganztagsschule“ wäre damit gegenstandslos. Denn am privaten Schulmarkt würde angeboten, was nachgefragt wird. Das Angebot käme nicht wie jetzt von einer staatlichen „Bildungsproduktionsplanbehörde“, sondern entscheidend wäre die Nachfrage von Eltern und Kindern, so wie bei Nahrungsmitteln, Büchern oder Bekleidung ja auch.

Daran müssten letztlich auch die vielen tüchtigen und leistungsbereiten Lehrer des Landes ein hohes Interesse haben. Denn im System privater Schulen ist natürlich die Qualität der Lehrer entscheidendes Kriterium dafür, ob eine Schule Erfolg haben wird.

Deshalb würde ein harter Wettbewerb um die besten Lehrer entstehen, was auf deren Einkommen und deren Arbeitsbedingungen günstige Auswirkungen hätte. (Für skeptische Lehrer werden sicher die Betriebsräte einst verstaatlichter und vergammelter Betriebe, die jetzt dank Privatisierung erfolgreich und funkelnd dastehen, gern Auskunft erteilen, wo es sich besser arbeitet). Zu den wesentlichen Mängeln des derzeitigen staatsbürokratischen Schulwesens gehört ja gerade, dass ein besonders tüchtiger und fähiger Lehrer für seine Leistungen nicht entsprechend kompensiert werden kann, was natürlich arg motivationsmindernd wirkt.

Dass jetzt Bedenkenträger wie Hannes Androsch per Volksbegehren die staatlichen Schulen verbessern wollen, ist durchaus herzig. Wirklich gut können sie nur werden, wenn sie dem Staat endlich entwunden werden.


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("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.01.2011)

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