Pizzicato

K-Pop-Prinzessin aus Pjöngjang

Im Reich des Kim Jong-un ist vieles ein Mysterium – und alles Inszenierung. Der Babyface-Diktator aus Pjöngjang hat ein paar Lektionen internalisiert.

Man kann nie früh genug an die gedeihliche Entwicklung der Dynastie denken, lautet die eine. Und die zweite: Man soll die Untertanen zuweilen überraschen, damit sie nicht vor Monotonie umkommen. Der Unterhaltungseffekt darf in Nordkorea also nicht zu kurz kommen.

So haben es Kim, der Ältere, und Kim, der Mittlere, mit ihm selbst gehalten, als sie ihn erst unter einem Pseudonym in ein Schweizer Internat schickten, um ihn auf den Punkt als Thronerben aus dem Hut zu zaubern. Seit Monaten zerrt Kim der Dritte seine zehnjährige Tochter an die Öffentlichkeit. Erstmals präsentierte er sie bei einem Raketentest, danach bei einem Bankett an seiner Seite. Und nun legt er das Porträt von Kim Ju-ae, die ihrem Vater – nun, ja – wie aus dem Gesicht geschnitten ist, als Briefmarke auf.

Wer hätte gedacht, dass in Kim Jong-un ein Feminist steckt? Dass er seinen älteren Sohn übergeht? Oder gilt das Prinzip Tarnen und Täuschen? Womöglich steckt dahinter auch nur eine geniale Marketingstrategie. Papa Kim baut Tochter Kim zum TikTok-Star auf, zur K-Pop-Prinzessin aus Nordkorea, falls es mit der dynastischen Nachfolge als Diktatorin nicht klappen sollte. (vier)

Reaktionen an: thomas.vieregge@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.02.2023)

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