Quergeschrieben

Eine Frage der Haltung: Wie Fleisch gekennzeichnet gehört

Die Presse/Clemens Fabry
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Viel wichtiger als die Herkunft von Fleisch wäre zu wissen, wie die Tiere, die wir als Gesellschaft „nutzen“, gehalten, gefüttert und geschlachtet wurden.

Ich wurde eine Zeit lang häufig in Schulen eingeladen. In Workshops diskutierte ich mit Heranwachsenden über Möglichkeiten, den eigenen Alltag nachhaltiger zu gestalten. Ich habe dabei viel gelernt. Unter anderem, dass es oft nicht an grundsätzlichem Wissen scheitert, vielfach aber an Ideen fehlt, wie sich das Wissen im eigenen Wirkungsbereich anwenden ließe. Oft ging es in den Diskussionen um neue Smartphones, Interrailreisen oder Billigflüge. Noch öfter aber ging es ums Essen. Einerseits, weil unsere Ernährung fast 40 Prozent unseres ökologischen Fußabdrucks ausmacht. Schwindet die Nachfrage, ändert auch das Pausenbuffet sein Angebot. Andererseits hatte ich das Thema oft herausgefordert und eingangs aus meinem Buch das Kapitel „Schlachte ein Huhn“ gelesen. Ich bin nach wie vor der Meinung, dass das zur Herzensbildung des mündigen Fleischessers gehört: Wer jemals ein Hendl geschlachtet, ausgenommen, gerupft hat und allein den zeitlichen Aufwand mit Stundenlöhnen gegenrechnet, weiß, dass sich das billige Hühnercurry in der Freistunde nur ausgeht, weil dahinter Billigstarbeitskräfte sowie schlechte Haltungsbedingungen stecken.

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In diesen Runden fiel mir ein starkes Stadt-Land-Gefälle auf. In ländlich geprägten Gegenden war immer eine Handvoll Schülerinnen und Schüler in der Klasse, die bereits einmal selbst mit der Oma ein Hühnchen gerupft hatten. Mit meinem Vorschlag, ein Huhn zu schlachten, erntete ich dort selten Kopfschütteln. Meine andere Anregung aber – „Versuch's einen Monat lang vegan“ – empfand man als irritierend, weltfremd, provokant. Dabei entstammt ein großer Teil unseres Food-Footprints der Produktion von Fleisch, Milch, Eiern. Auch wie Tiere gehalten werden, hat Einfluss.

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