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Warum klassische Jobmodelle ausgedient haben

PEROUTKA Guenther / WB
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Statt offenen Stellen werde künftig gezielt nach Kompetenzen gesucht, die im Unternehmen fehlen: um Ziele zu erreichen oder Projekte zu realisieren.

Die Zeiten von klassischen Papier-Bewerbungen sind vorbei. 70 Prozent der heimischen Führungskräfte rekrutieren gemäß Statistik Austria neue Mitarbeitende über Online-Jobportale. Doch selbst digitale Anforderungsprofile - um zu zeigen: „Was wir bieten und was wir suchen“ - haben offenbar ausgedient. Zumindest, wenn man einer aktuellen Deloitte Studie Glauben schenkt. Denn ihr zufolge hindern traditionelle Stellenbeschreibungen sogar daran, künftig in der Arbeitswelt bestehen zu können.

Im Rahmen der „Human Capital Trends 2023“ wurden rund 10.000 Unternehmensvertreter aus 139 Ländern dazu befragt, wie sich die Arbeitswelt verändern wird. Bisher war man gewohnt, Arbeit in klassischen Jobs zu denken. Doch es sei nicht mehr zeitgemäß, Mitarbeitenden zuzuschreiben, wo ihre Aufgaben im Unternehmen liegen und welche Fähigkeiten sie mitzubringen haben. Sondern, erklärt Julian Mauhart, Partner bei Deloitte, „Verantwortliche sollte sich auf erwünschten Ergebnisse fokussieren und herausfinden, wie sie diese mit den individuellen Fähigkeiten ihrer Mitarbeitenden erreichen können.“ 

Unternehmen, die bereits auf eine sogenannte „skill-basierte Arbeitsorganisation“ setzen, würden nicht nur eine gesteigerte Performance und ein erhöhtes Innovationspotenzial vorweisen, sondern auch die Zufriedenheit der Beschäftigten steigere sich dadurch.

Stellenbeschreibung ohne Treffsicherheit

In erster Linie ginge es darum, Beschreibungen realitätsgetreuer zu gestalten, denn: 71 Prozent der Arbeitnehmer übernehmen bereits Aufgaben außerhalb ihrer Stellenbeschreibung. Bei 63 Prozent liege sogar der Fokus ihrer Tätigkeit auf Projektarbeiten, die nicht in ihrem Jobprofil enthalten sind. Dementsprechend sind auch nur 19 Prozent der Führungskräfte und 23 Prozent der Teamkollegen der Meinung, dass Arbeit mittels konkreter Job-Kategorien strukturiert werden kann.

Für die überwiegende Mehrheit sei das bisher gängige Job-Modell nicht zukunftsfähig. Nur 20 Prozent fühlen sich jedoch auf die Veränderungen vorbereitet, da sämtliche HR-Prozesse – vom Recruiting über die Vergütung bis hin zur Personalentwicklung – nach wie vor auf alten Strukturen aufbauen.

Alternative Beschäftigung gegen Fachkräftemangel

Eine hilfreiche Maßnahme gegen den Fachkräftemangel sei zudem, Arbeit über die eigenen Unternehmensgrenzen hinauszudenken. „Die Pandemie und die sich ändernden Arbeitsanforderungen haben Freelancing oder Gig-Work gerade für jüngere Arbeitnehmer attraktiver gemacht“, betont Mauhart. Unternehmen könnten mit flexiblen Arbeitsformen dem Talentemangel entgegenwirken und auf schwankende Marktentwicklungen reagieren.

Bei den Rahmenbedingungen für externe Mitarbeitende gebe es jedoch noch Luft nach oben. So sind sich zwar 84 Prozent darüber bewusst, wie wichtig die externe Belegschaft ist, aber nur bei 16 Prozent werde die Wertschätzung gelebt. „Externe Arbeitnehmer werden oft nicht in Personalplanungsprozessen berücksichtigt und sind damit von Entwicklungsmöglichkeiten ausgeschlossen. Hier muss rasch an Lösungen gearbeitet werden – denn alternative Beschäftigungsmodelle sind nach unserer Beobachtung gekommen, um zu bleiben“, fasst der HR-Experte zusammen.

(red/est)

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