Pizzicato

Der Zorn des Zeus

Zeus war erzürnt. Der Wettergott hatte einen Blizzard über Kalifornien geschickt, auf dass der „Golden State“ in Schneemassen und Sintfluten unterging.

So auch der kuriose Weltcup-Slalom der Herren in Palisade Tahoe mit seinen Irrungen und Wirrungen. Ein Sport, der vom Schnee lebt, aber den natürlichen Schneefall während des Wettbewerbs selbst als Störfall betrachtet.

Was mag den Groll des Göttervaters im Olymp ausgelöst haben? Dass die Skistation am Lake Tahoe, vormals Squaw Valley und 1960 Ort der Olympischen Winterspiele, sich vor zwei Jahren aus Gründen der Political Correctness umbenannt hat? Dass Alexandros Ioannis Ginnis, halb Grieche, halb US-Amerikaner, seinen ersten Weltcup-Sieg ausgerechnet in der Heimat seiner Mutter errungen hätte? Dass er Skifahren nicht als gottgegebene Fortbewegungsart erachtet? Oder der Zustand der Welt im Großen und Ganzen?

Erst schienen die Götter AJ Ginnis hold gewesen zu sein. Mit einem Wimpernschlag lag er am Ende vor zwei Norwegern, ehe sich das Schicksal wendete. Im Schneetreiben war dem Slalomartisten, der sein Hand- und Fußwerk am Berg Parnass – dem Sitz der Musen, nahe Delphi – erlernt hatte, im Labyrinth eine Stange in die Quere gekommen. Eine Ermahnung, dass AJ Ginnis erst das Orakel in Delphi befragen und danach zum Olymp pilgern sollte. (vier)

Reaktionen an: thomas.vieregge@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.02.2023)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.