Mit Foibe, Föbe und Fibi auf den Mond

Zwischen Belustigung und Gesichtsstarre muss es in ihren Ganglien oszilliert haben...

Zwischen Belustigung und Gesichtsstarre muss es in ihren Ganglien oszilliert haben, als sie der Aussprache gewärtig wurde, in der ihr Name soeben in den Äther gehaucht wurde: „Föbe“ war sie gerade aufgerufen worden. Nun wissen wir spätestens seit der Fernsehserie „Friends“, dass der Name im angloamerikanischen Raum eher als „Fibi“ ausgesprochen wird. Und auch Phoebe selbst schien in jenem Moment gar nicht so sehr zum Lachen zumute. Jener Person, die sich ihres Lapsus möglicherweise gar nicht bewusst war, aber gleich den Vorwurf der Unbildung zu machen, griffe allerdings zu kurz.

Schließlich geht der derzeit sehr beliebte weibliche Vorname auf das griechische Φοιβη zurück, was so viel wie „die Leuchtende“ bedeutet und „Foibe“ ausgesprochen wird. Bezeichnet wurde damit übrigens die Titanin „Phoibe“, Tochter des Uranos und der Gaia sowie Großmutter der Artemis – die auch als Mondgöttin bekannt und von so manchem Dichter mit dem Beinamen Phoibe versehen wurde. Ebenfalls „Phoibe“ wurde jene Diakonin genannt, die im Auftrag des Apostels Paulus dessen Brief an die Römer überbrachte, und deren Gedenktag im katholischen und orthodoxen Kalender am 3.September gefeiert wird. Dass der Name in diverser Literatur und in Lexika auch des Öfteren als „Phöbe“ zu finden ist, gibt eine Ahnung, welche Bandbreite an Aussprachen dieser Name schon hinter sich hat. Dass es im Französischen sogar Phoebé oder Phoebeoe gibt, macht die Sache auch nicht einfacher.

Doch allen Phoebes dieser Welt, die sich falsch angesprochen fühlen, sei ein Trost mitgegeben: In Israel hieß ich „Arik“, ein betrunkener Schwede auf der Fähre von Stockholm nach Helsinki lallte „Örich“ – und in frühen Jahren sagte meine Nichte „Erkel“ zu mir. Also, liebe Föbe, irgendwie sitzen wir doch im selben Boot.

E-Mails an: erich.kocina@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.01.2011)

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