Morgenglosse

Das ist der Beweis für Chinas Unsicherheit

Chinas neuer Außenminister Qin Gang während seiner ersten Pressekonferenz anlässlich der Tagung des Nationalen Volkskongresses.
Chinas neuer Außenminister Qin Gang während seiner ersten Pressekonferenz anlässlich der Tagung des Nationalen Volkskongresses.APA/AFP/NOEL CELIS
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Wen versucht Chinas neuer Außenminister hier zu überzeugen? Die Weltöffentlichkeit oder die eigene Bevölkerung?

Es war ein erstaunlicher Auftritt des chinesischen Außenministers Qin Gang. Er bezichtigte die USA der Unterdrückung, der verzerrten Wahrnehmung chinesischer Motive, drohte mit „katastrophalen Folgen“ einer Eskalation des Konflikts zwischen Washington und Peking. Im gleichen Atemzug lobte der ehemalige Botschafter in den USA die Beziehung zu Russland, setzte kolportierte chinesische Rüstungshilfen für den Kriegstreiber Moskau mit US-Waffenlieferungen nach Taiwan gleich.

War es der ehrliche Verzweiflungsruf eines missverstandenen Staates, der sich mit dem Rücken an die Wand Gehör am internationalen Parkett verschaffen will? Oder die neue Tonart einer aufstrebenden Macht, die sich eine Weltordnung herbeisehnt, in der China als Repräsentant einer östlichen Zivilisation den Westen vom Thron stößt?

Ja, die Rhetorik ist aufgeladen. Die Sorge vor chinesischer Einflussnahme in Europa und den USA nimmt teilweise hysterische Ausmaße an. Doch dass die chinesische Modernisierung wie kolportiert ein Weg des Friedens, der Kooperation, des gegenseitigen Vorteils, der Harmonie sei – diese Illusion hat Peking durch seinen Vertragsbruch in der Sonderverwaltungszone Hongkong, durch seine Gebietsansprüche im Südchinesischen Meer, durch die Unterdrückung ethnischer Minderheiten in der Provinz Xinjiang selbst demontiert.

Hilferuf oder Angriffsgetöse? Fest steht, dass wohl selbst in Peking der eine oder andere am Modell Xi Jinping zweifelt. Denn eine politische Führung, die alles im Griff hat, müsste nicht derart nationalistische Töne anschlagen, um vor allem der eigenen Bevölkerung ihre Überlegenheit weis zu machen.

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