Türkei: Aleviten proben Aufstand gegen Religionsamt

Tuerkei Aleviten proben Aufstand
Tuerkei Aleviten proben Aufstand(c) EPA (VASSIL DONEV)
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Das staatliche Religionsamt schränke die Freiheit der Aleviten und Sunniten ein und solle daher abgeschafft werden, forderten Vertreter der Aleviten. Die Behörde beansprucht die Auslegungshoheit über den Koran.

Die Aleviten in der Türkei fordern die Abschaffung des staatlichen Religionsamtes. Die Behörde schränke die Freiheit sowohl der Sunniten als auch der Aleviten ein, sagten mehrere alevitische Vertreter bei der Jahrestagung von Delegierten aus mehr als 300 türkisch-alevitischen Vereinigungen in Ankara.

Das türkische staatliche Religionsamt (Diyanet Isleri Baskanli/DIB) ist für die Leitung des sunnitischen Islam innerhalb der Republik Türkei sowie - über die ATIB-Organisationen (Avrupa Türk-Islam Birligi/Union der Türkisch-Islamischen Kulturvereine in Europa) - in der türkischen Diaspora verantwortlich. Das DIB bildet die Prediger für alle 70.000 Moscheen aus und beschäftigt sie; es verfasst Predigten und religiöse Rechtsgutachten und beansprucht die Auslegungshoheit über den Koran.

Die Aleviten hängen einer Variante des schiitischen Islam an, die sich in der Lehre vom sunnitischen Islam unterscheidet. Vom Religionsamt werden sie ignoriert, obwohl sie bis zu 20 Millionen der 70 Millionen Türken ausmachen. Das bedeutet einerseits weniger Einmischung in ihre inneren Angelegenheiten und Gebetshäuser; andererseits fühlen sie sich ausgegrenzt und verfügen nicht über finanzielle Zuwendungen, wie sie die sunnitischen Moscheen erhalten.

Aleviten in Österreich anerkannt

In Österreich wurden die rund 60.000 Aleviten im Dezember 2010 offiziell als "Islamische Alevitische Glaubensgemeinschaft in Österreich (IAGÖ)" vom Kultusamt im Bildungsministerium anerkannt. Die Anerkennung bedeutet für die Aleviten einen wichtigen Schritt auf dem Weg zur vollen Anerkennung als eigene Religionsgesellschaft. Außerdem bilden die Aleviten von nun an eine eigene Konfession, d.h. bei der Angabe ihres Religionsbekenntnisses in offiziellen Dokumenten und Formularen können sie sich nun als islamische Aleviten deklarieren und müssen nicht Muslime oder "ohne Bekenntnis" angeben. Das Recht, eigenen Religionsunterricht zu erteilen, ist hingegen an die Anerkennung als Religionsgesellschaft gebunden.

(APA)

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