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Die Herzens-Iren

In Sachen Selbstvermarktung ihres Nationalfeiertags reicht kaum eine Nation an die kleine Inselrepublik im äußersten Westen Europas heran, die auch bei den Oscar-Nominierungen neulich überrepräsentiert war.

Alle lieben die Iren – umso mehr am St. Patrick's Day, der der halben Welt einen Vorwand für ein paar Drinks liefert. Zumal die irische Diaspora um den Globus verstreut ist. Eine Welt in Grün: Kleeblätter, Wimpel, Paraden, ein grün gefärbter Chicago River und ein grüner Springbrunnen im Weißen Haus.

Dort sitzt ein Herzens-Ire, der bei jeder Gelegenheit auf seine irischen Wurzeln zu sprechen kommt, eine Anekdote, eine Lebensweisheit oder ein geflügeltes Dichterwort parat hat. Es ist Tradition, dass der irische Regierungschef – der Taoiseach – zum 17. März eine „standing invitation“ ins Weiße Haus hat, um die ihn viele Staats- und Regierungschefs beneiden. Nicht zuletzt Benjamin Netanjahu, derzeit Persona non grata in Washington.

Leo Varadkar – halb Ire, halb Inder – kam dieser Einladung prompt nach. Umgekehrt gilt natürlich gerade auch für Joe Biden eine „standing invitation“ auf die Insel der Vorfahren. Die Iren waren stets gut darin, irische Wurzeln für jeden US-Präsidenten nachzuweisen – bis hin zu Barack Obama, auf gut Irisch: O'Bama. Für Biden haben sie einen Ehrentitel in petto: Paddy O'Biden. (vier)

Reaktionen an: thomas.vieregge@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.03.2023)

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