Zoologie

Tanz-Kommunikation ist viel reicher als gedacht

Die Arbeiterin (Mitte, mit Pollenhöschen) vermittelt die Lage des Futters.
Die Arbeiterin (Mitte, mit Pollenhöschen) vermittelt die Lage des Futters. Getty Images
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Vor 50 Jahren erhielt der Wiener Tierforscher Karl von Frisch den Nobelpreis für die Entdeckung der Bienensprache. Jetzt wurden neue Details zum sozialen Lernen rund um den Schwänzeltanz entdeckt.

Seit dem Nobelpreis von Anton Zeilinger hat Österreich diese Auszeichnung stark im Fokus. Die letzten heimischen Nobelpreisträger der Naturwissenschaften sind ja schon 50 Jahre her: Konrad Lorenz und Karl von Frisch erhielten 1973 den Nobelpreis für Medizin. Während Ersterer der breiten Öffentlichkeit geläufig ist, schwärmen für Karl von Frisch wohl nur Insektenforscherinnen und -forscher. Der 1886 in Wien geborene Zoologe beschäftigte sich anfangs mit dem Geruchssinn der Bienen und dem Hörvermögen der Fische. Dann gelang die Entdeckung der Tanzsprache der Bienen. „Sie führte weiter zu dem überraschenden Befund, dass sie die Schwingungsrichtung des polarisierten Himmelslichtes wahrnehmen und zu ihrer Orientierung benützen“, wie Karl von Frisch selbst schrieb.

Die Jungen müssen zuschauen

Bis heute blüht die Forschung zum Orientierungssystem mit spannenden neuen Publikationen. Eine Biene, die draußen im Feld eine ergiebige Futterquelle findet, tanzt im stockdunklen Bienenstock, um die Info zur Himmelsrichtung und Entfernung weiterzugeben.

Ein Team aus China und den USA zeigt in Science (Dong et al. 9. 3.), dass Jungbienen den älteren Tänzerinnen zusehen müssen, um selbst gute Performer zu werden. Trennte man frisch geschlüpfte Bienen vom Tanzplatz der erfahrenen Kolleginnen, absolvierten sie später den Schwänzeltanz mit mehr Fehlern die Distanz- und Richtungsweisung betreffend. Obwohl die eigene Erfahrung die Genauigkeit der Tanzsprache steigert, konnten die Individuen, die niemandem beim Tanzen zusehen konnten, nie das Level derer erreichen, die mit ihren Lehrerinnen aufgewachsen sind.
Eine deutsch-chinesische Forschungsgruppe um Randolf Menzel (Berlin und Kunming) fand auch neue Informationen zum Schwänzeltanz. Im Journal Pnas (Wang et al. 14. 3.) schreiben sie: „Die Tanz-Kommunikation ist viel reicher als bisher gedacht.“

Bienen lernen Ortskunde

Sie verfrachteten Honigbienen, die gerade den Schwänzeltanz im Stock verfolgt hatten, zu einem neuen Ort und ließen sie losfliegen – ausgestattet mit einem Transponder für ein Radargerät. Anfangs starteten die Bienen in die Himmelsrichtung, die im Schwänzeltanz angegeben wurde. Doch bald erkannten sie den Irrtum und schalteten die Orientierung um: Statt stur der Himmelsrichtung zu folgen, die sie im Bienenstock gelernt hatten, nutzten sie eine Art innere Landkarte, um sich neu zu orientieren und die angegebene Futterquelle doch noch zu finden. Die Rechen- und Darstellungsleistungen eines Insektengehirns sind also vielseitiger als gedacht. (vers)

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