Mein Samstag

Im Vorabendalter

Die recht frisch mit einem Oscar prämierte Jamie Lee Curtis hat neulich gefragt, warum Popmusiker keine Matineen spielen.

Sie würde nämlich, meinte sie sinngemäß, gern auf ein Coldplay-Konzert gehen, aber nicht am Abend, sondern schon um ein Uhr mittags.

Um es auf Englisch zu sagen: I feel her. Jetzt müsste für mich ein Konzert nicht zwingend schon mittags beginnen, aber tatsächlich freue ich mich mittlerweile, wenn Treffen, Kino- und Restaurantbesuche nicht um 20.30 Uhr, sondern schon am frühen Abend angesetzt sind. Ich rede mir gern ein, dass ich mein soziales Leben deswegen von (einst) spätabends in den Vorabend verlagere, weil ich im Schulalltag so gnadenlos früh aufstehen muss. Es ist aber wohl (auch) eine Altersfrage.

Aus Sicht der Veranstalter und Gastwirte ist das natürlich nicht schlecht, wenn die älter werdenden Alterskohorten ihre Freizeitaktivitäten nach vorn verlegen und schon wieder auf dem Heimweg sind, wenn die Jungen kommen. Die natürliche Verteilung der Gesellschaft nach Alter und Uhrzeit quasi. Das Kind, fast 13, findet es wiederum seltsam, dass ich am Ende der Woche nicht voller Energie in und durch den Freitagabend tanzen möchte, weil sich ja gerade der Freitag – Samstag kann man ausschlafen – für extrem langes Aufbleiben eignet. (Mitunter gehe ich früher schlafen als das Kind.)

Apropos: Das Kosmos-Theater hat erkannt, dass es Menschen gibt, die tanzen, aber trotzdem um Mitternacht wieder daheim sein wollen, weshalb es vorverlegte Clubbings veranstaltet, für die der Einlass schon um 20 Uhr beginnt (wollen wir 19 Uhr daraus machen?) und die sich Älternabende (kein Tippfehler, sondern ein treffender Name) nennen. Wobei: Vielleicht ist diese Soziallebenträgheit nicht nur eine Frage des Alters. Da gibt es etwa eine lustige Parodie von Whitney Houstons „I Wanna Dance with Somebody“. Vier – sehr junge – Männer singen in Pyjamas daheim davon, dass sie ganz sicher nicht weggehen wollen: „I don't wanna dance with nobody, I wanna be asleep by 10.30.“ Jamie Lee Curtis und ich fühlen uns verstanden. In diesem Sinne: Tanzen Sie durch die Nacht! Oder bis die Nacht beginnt!

E-Mails an: mirjam.marits@diepresse.com

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.