Sodaba Bayani ist den Taliban ein Dorn im Auge: Die afghanische Ingenieurin unterrichtet Mädchen online. Deshalb muss sie sich verstecken.
Vor wenigen Tagen war in Afghanistan Neujahr, Nawruz oder auch Nouruz, das Frühlingsfest. Da werden bunte Kleider getragen, Feuer entzündet, es wird getanzt. Doch Sodaba Bayani (24) hat nicht gefeiert, sie konnte nicht. Es gebe nichts zu feiern, schildert sie am Telefon. Eigentlich lässt sich die junge Frau nicht so schnell unterkriegen. Selbst als sie ein paar Monate arbeitslos war, hatte sie immer Kraft in der Stimme und gesprudelt wie ein Wasserfall. Doch jetzt spricht sie langsam, ringt nach Worten.
Vor einer Woche musste Sodaba die afghanische Hauptstadt Kabul mit ihrer Familie verlassen. Denn alle ihre Kollegen wurden verhaftet und sind seither nicht freigelassen geworden. Es war zu gefährlich für Sodaba, in Kabul zu bleiben. Sie arbeitet für eine NGO, die den Taliban ein Dorn im Auge ist. Schon seit Dezember, seit es Frauen verboten ist, für NGOs tätig zu sein, arbeitet sie von zu Hause aus. Sie erhält ihre Familie, ihre Mutter und ihren kleinen Bruder, denn der Vater ist schon länger nicht mehr am Leben.