Enthaltsamkeit

Schafft die Gen Z das After-Work-Bier ab?

Und Feierabend!
Und Feierabend!Unsplash (Yutacar)
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Junge Erwachsene haben mit ihrem Wunsch nach einem gesunden Sein das Rauschtrinkverhalten ihrer Vorgänger abgedreht. Das könnte sich auch auf den Umgang mit Alkohol im Arbeitsumfeld auswirken.

„Komatrinken in Mittagspause - 14-jähriger Hauptschüler im Spital“. „16-jähriger Steirer zwang Schüler mit Waffengewalt zum Komatrinken“. „Zwölfjähriger mit 2,61 Promille in Grazer Kinderklinik“. Im ersten Jahrzehnt des Millennium waren wir an Nachrichten zur Lifestylekrise „Rauschtrinken“ gewöhnt. Es ging um Jugendliche, die sich bis zur Bewusstlosigkeit betranken und damit nicht nur ihre Eltern, sondern in weiterer Folge auch Krankenkassen, Schulen und schließlich die Politik beunruhigten. Diverse Aktionen und Gesetzesverschärfungen nahmen sich des Themas an - das übrigens kein rein österreichisches war, „Binge-Drinking“ zog damals eine Fahne durch die westliche Teenagerwelt.

Enthaltsamkeit als neuer Lifestyle

Die aktuell im Fokus stehende Generation Z macht in dieser (und vielerlei anderer Hinsicht) weniger Probleme. Der Wunsch nach einem gesunden, bewussten Sein hat die Sehnsucht nach Bewusstlosigkeit offenbar glücklich verdrängt. Dazu gibt es Zahlen.

Während die durchschnittliche Alkoholkonsummenge der Erwachsenen in Österreich in den letzten zehn Jahren ungefähr stabil ist, ist bei Jugendlichen ein deutlicher Rückgang festzustellen. Laut den Ergebnissen einer repräsentativen Befragung von österreichischen Schülerinnen und Schülern (des WHO-HBSC-Survey, 2018) trinken 21 Prozent der 15-Jährigen mindestens einmal pro Woche Alkohol. Bei den 17-Jährigen sind es 40 Prozent. Ein Drittel der 15-Jährigen hat noch nie Alkohol getrunken.

In Deutschland hat eine repräsentative Befragung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzGA) von Jugendlichen im Alter zwischen zwölf und 25 Jahren ergeben, dass diese weitaus häufiger komplett auf Alkohol verzichten als Gleichaltrige in der Vergangenheit. Eine internationale Onlineumfrage des Meinungsforschungsinstitutes YouGov nahm eine noch klarere Wendung, nach diesen Zahlen verzichten etwa 49 Prozent der Gen Z komplett auf alkoholische Getränke. 

Dry Dating, Dry Working

Die Gründe sind sicher vielfältig, die Inszenierung in sozialen Medien könnte aber ein guter Punkt sein. Ein optimiertes Selbst auf gefilterten Bildern und der Wunsch, die Wirkung, die man auf die Welt hat, kontrollieren zu können, passt einfach nicht zum Kontrollverlust. Das gilt auch bei der Partnersuche. Im vergangenen Jahr gingen Umfrageergebnisse der Plattform Tinder durch die Medien. Dry Dating sei angesagt, hieß es da. Bei einer Erhebung des Unternehmens gaben 72 Prozent der Nutzer an, nur gelegentlich oder gar keinen Alkohol bei einem Rendezvous zu trinken.

Alkohol ist auch ein fester Bestandteil der Arbeitskultur. Nach Feierabend mit den Kollegen noch ein Bier zum Stressabbau oder beim dienstlichen Abendessen eine Flasche Weißwein zum Auflockern? Das sind Bindungsrituale, die dazu gehören. Oder dazu gehörten. 

Alkohol im Arbeitsumfeld

Laut einer Studie der britischen Bildungsorganisation Drinkaware unter mehr als 2000 berufstätigen Erwachsenen, empfinden 43 Prozent der Befragten im Arbeitsumfeld zu viel Druck, Alkohol zu trinken. 53 Prozent würden sich wünschen, dass sich dies ändere. Bei Mitarbeitern, die sich gegen eine gemeinschaftliche Trinkkultur entscheiden, besteht meist die Sorge um ihre soziale Stellung. „Am häufigsten wird befürchtet, dass Arbeitnehmer möglicherweise wichtige Bindungs- und Networking-Möglichkeiten verpassen", sagte Gordon Sayre, Assistenzprofessor für Organisationsverhalten an der Emylon Business School, der „BBC".

In manchen Sparten lässt sich bereits eine Trendwende erkennen. In den vergangenen Jahren haben beispielsweise große Unternehmen wie Salesforce und Jet Schritte unternommen, um Alkohol am Arbeitsplatz zu reduzieren oder ganz zu verbieten. Ein Zugang, mit dem man junge Mitarbeiter gut abholen kann. In einer Umfrage unter 4000 britischen Studenten von Bright Network, einem Spezialisten für die Karriereplanung von Hochschulabsolventen, gaben 45 Prozent der Befragten an, dass Alkohol bei sozialen Aktivitäten am Arbeitsplatz keine Rolle spielen sollte.

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