Karriere

Von der Profifußballerin zur Managerin

ALPINE SKIING - FIS WC Sankt Anton am Arlberg
ALPINE SKIING - FIS WC Sankt Anton am ArlbergGEPA pictures
  • Drucken

Die Fußballschuhe hat Viktoria Schnaderbeck ausgezogen, mit ihrer Sportmarketingagentur will sie nun Klienten „holistisch ganzheitlich“ begleiten. Größen wie Eisschnellläuferin Vanessa Herzog vertrauen ihrem Geschick.

Wien. Der Warnungen hatte Viktoria Schnaderbeck genug gehört, und auch in ihrem Kopf schwirrten die Gedanken herum: Nach dem Ende ihrer Karriere als Fußballerin werde sie in ein Loch fallen, bei null anfangen müssen, weil nicht nur Ziele, sondern auch Sponsoren und Partner wegfallen würden. Gut ein halbes Jahr nach dem Rücktritt kann die Ex-Teamkapitänin sagen: „Genau das Gegenteil ist passiert. Es war nicht so schlimm wie ich und alle anderen erwartet haben.“ Vielmehr hätten sich neben klassischen Jobangeboten von Klubs, Verbänden oder Medien neue Interessenten gemeldet, und ihr eine wichtige Erkenntnis beschert. „Dass ich mehr bin als eine Fußballerin. Es geht um Werte, Haltungen, darum über den Tellerrand hinauszublicken und über den Sport hinaus Verantwortung zu übernehmen.“

Genau das möchte die 32-jährige Steirerin künftig auch anderen Sportlerinnen und Sportlern vermitteln und sie damit vor einem „Pensionsschock“ bewahren.

Das ist die Zielsetzung ihrer neu gegründeten Sportmarketingagentur Pro-Spective, die sie diese Woche gestartet hat. Disziplinen- und geschlechterübergreifend strebt Schnaderbeck mit ihrem vierköpfigem Team danach „holistisch ganzheitlich“ zu begleiten: bei Bedürfnissen zu unterstützen und parallel dazu eine Persönlichkeitsmarke für die Zeit nach der Sportkarriere aufzubauen.

Empathie und Resilienz

Sie selbst hat sich all das in ihren Jahren bei Bayern, Arsenal, Tottenham und im Nationalteam in Eigenregie als langjährige ÖFB-Kapitänin, durch Vorträge als Speakerin und ein Masterstudium der Wirtschaftspsychologie erarbeitet. „Empathie, Lösungsorientierung und Resilienz sind meine Stärken“, sagt sie, und erinnert sich, dass mit jeder erfolgreichen Verhandlung das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten gewachsen sei. Diese Erfahrungen gepaart mit dem Netzwerk aus Sport, Wirtschaft und Marketing sollen die Schnittstelle schaffen, die sie früher vermisst hat – und dabei ganz auf die individuelle Sportlerpersönlichkeit eingehen. „Ich möchte den Menschen in den Mittelpunkt stellen.“

Das Agenturportfolio von Schnaderbeck umfasst Teamspielerinnen wie Manuela Zinsberger, die sie in der gemeinsamen Arsenal-Zeit bei den Ambitionen zur Selbstständigkeit bestärkt hat, und Laura Wienroither, Bayern-Kapitänin Lina Magull, Eisschnellläuferin Vanessa Herzog, Rollstuhl-Tennisspieler Nico Langmann und Fußball-Influencer Karol Jania, weitere Gespräche laufen. Gar mit aktiven Fußballern? Bei diesen sei das Bewusstsein für die spätere Orientierung zwar vielleicht nicht immer so ausgeprägt wie bei Fußballerinnen, aber nicht weniger wichtig. „Geld ist Sicherheit, hat aber ein Problem: Es kann täuschen“, sagt Schnaderbeck. „Auch wer Millionen auf dem Konto hat, kann mit 35 todunglücklich sein, weil er viel Zeit und Geld hat, aber weder Erfüllung noch Sinn sieht.“

Sie hat viele Vorurteile erlebt

Genau das steht für Schnaderbeck im Mittelpunkt: die Geschichten „dahinter“, die ihre Leidenschaft befeuern. Es sei eine Ehre, „wenn sich Sportlerinnen öffnen, das waren berührende Momente. Dieses Vertrauen geht tiefer als jeder Vertrag.“ Zumal die 32-Jährige als Frau im Sportbusiness Vorurteile erlebt hat, ihr Gleichberechtigung und mehr sichtbare Diversität deshalb ein Anliegen sind. „Mir geht es um Fairness, den reinen Leistungsgedanken. Alter, Geschlecht oder Hautfarbe haben mit Erfolg gar nichts zu tun.“

Auf einen Blick

Viktoria Schnaderbeck war Fußballprofi, jetzt führt die Steirerin eine Sportmarketingagentur, die 32-Jährige betreut u. a. Eisschnellläuferin Vanessa Herzog.

Die ÖFB-Frauen treffen Freitag im Test auf Belgien (Wr. Neustadt, 20.30).

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.04.2023)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.