Morgenglosse

Der Karfreitag sollte ein Feiertag sein

Ein Kreuz am Kalvarienberg in Lilienfeld
Ein Kreuz am Kalvarienberg in Lilienfeld APA/HELMUT FOHRINGER
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Es ist nicht einzusehen, warum etwa der viel bedeutungsärmere Pfingstmontag ein gesetzlicher Feiertag ist und der für alle Christen zentrale Karfreitag nicht.

Noch vor fünf Jahren zogen evangelische Christen am Karfreitag den Neid der Kollegenschaft auf sich: Sie durften sich freinehmen. Die Regierung Kurz hat dieses Privileg abgeschafft. Seit 2019 herrscht scheinbar Gerechtigkeit unter den Konfessionen. Aber auch Unbehagen, nicht nur unter Protestanten. Auch etliche Katholiken finden es seltsam, dass just dieser Feiertag, der für alle Christen ganz wesentlich ist, ein normaler Arbeitstag ist.

Neben Weihnachten und Ostersonntag ist dies der Tag, der am klarsten mit etwas verbunden ist, was Fromme das Heilsgeschehen nennen. Der Karfreitag ist sozusagen mit der nahöstlichen Welt vor über 2000 Jahren synchronisiert: „Und um die neunte Stunde schrie Jesus laut: Eli, Eli, lama, asabtani? Das heißt: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“, steht im Matthäusevangelium. Dann zerreißt es den Vorhang des Tempels von oben bis unten, und die Erde bebt. Was für eine Dramatik. Und das passiert nicht irgendwann, sondern um 15 Uhr. Auch Katholiken richten ihre Gottesdienste am Karfreitag danach, und in österreichischen Dörfern hört man Ratschenbuben, weil, so der Volksglaube, die Glocken nach Rom geflogen sind…

Auch ohne Ratschen: Es wäre schön, wenn dieser Tag in einem christlich geprägten Land ein allgemeiner Feiertag wäre. Wenn man die Gesamtzahl der Feiertage nicht erhöhen will, bieten sich zum Abtausch andere Feiertage an, mit denen auch aktive Christen viel weniger verbinden. Etwa der Pfingstmontag. Oder weiß irgendjemand, was an diesem Tag gefeiert wird? Erst 2018 definierte ihn Papst Franziskus als „Gedenktag der seligen Jungfrau, Mutter der Kirche“. Bei allem Respekt vor der Marienverehrung, aber das ist nicht gerade ein sehr spezifischer Glaubensinhalt.

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