Zinsen

Nun kommen die Sparzinsen zurück

 Für längerfristige Anlagen bieten sich etwa auch Prämiensparbücher an.
Für längerfristige Anlagen bieten sich etwa auch Prämiensparbücher an. Getty Images
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Während kleinere Banken mit attraktiven Angeboten locken, sind die Konditionen bei großen Instituten nach wie vor mickrig. Die Inflation ist ohnedies noch lange deutlich höher. Die „Presse“ hat sich angesehen, wo wie viel zu holen ist.

Wien. Die Ankündigung schlug in den einschlägigen Wirtschafts- und Finanzseiten in Deutschland hohe Wellen: Die ING bietet neuen und bestehenden Kunden drei Prozent Zinsen. Einen Dreier vor dem Komma auf täglich fällige Spareinlagen – das gab es tatsächlich schon lange nicht, weder in Deutschland noch in Österreich (hier hat sich die ING aus dem Privatkundengeschäft zurückgezogen, die Bank99 hat die Kunden übernommen). Ein Blick ins Kleingedruckte sorgte freilich gleich für Ernüchterung: Das Angebot gilt nur für sechs Monate. Mit drei Prozent und sogar noch mehr locken inzwischen auch andere Institute, allerdings muss man das Geld länger liegen lassen. Sind jetzt also rosige Zeiten für Sparer ausgebrochen?

Mitnichten, denn so weit ist es noch lange nicht. Aber auf jeden Fall sei endlich Bewegung in die Zinslandschaft gekommen, betont Martin Spona, Vertriebschef und Finanzspezialist beim Onlinevergleichsportal Durchblicker. Nach der jahrelangen Nullzinsphase haben die US-Notenbank Fed und einige Monate später die Europäische Zentralbank als Reaktion auf die explodierende Inflation im Vorjahr mit Zinsanhebungen begonnen. In den USA gab es inzwischen neun Zinsschritte, im EU-Raum sechs. Der Leitzinssatz liegt damit in der Spanne von 4,75 bis fünf bzw. bei 3,5 Prozent. Das dürfte noch nicht alles gewesen sein.

Langfristige Prognose ist schwierig

Auch wenn die Zentralbanken dies- und jenseits des Atlantiks im Spannungsfeld zwischen der Gefahr eines Abwürgens der Wirtschaft bis hin zur Rezession einerseits und der Inflationsbekämpfung andererseits stehen – letztere dürfte noch länger dominieren. Längerfristige Prognosen sind schwierig und differieren mit der Zahl der Ökonomen, aber der nächste Zinsschritt der EZB im Mai scheint fix. 6,9 Prozent betrug die Inflation im Euroraum im März, in Österreich sogar 9,1 Prozent. Das Wifo rechnet hierzulande im Gesamtjahr mit einer Rate von 7,1 Prozent und 2024 mit 3,8 Prozent. Was noch immer deutlich über der zweiprozentigen Zielmarke der EZB ist.

Im Gleichschritt mit den Leitzinserhöhungen haben die Banken bei den Kreditzinsen mitgezogen. Säumig sind vor allem die großen Institute hingegen bei den Einlagenzinsen. Kleinere Banken, die auf das Geschäft mit Geldeinlagen fokussiert sind und/oder überwiegend online agieren und daher weniger Kosten haben, reagieren schon.

Bei den großen Playern Erste Group, Bank Austria, Bawag und Raiffeisenbank NÖ-Wien steht nach wie vor deutlich weniger als ein Prozent im Zinsangebot, wie ein Check der „Presse“ zeigt. „Die großen Banken haben derzeit viel Liquidität und sind daher auf frisches Geld von Sparern – noch – nicht angewiesen“, nennt Spona einen Grund. Der andere: Die großen Institute hätten ohnedies viele Bestandskunden, die würden auch nicht gleich abwandern. Sie müssten sich daher um neue Kunden nicht so bemühen. „Das kann sich aber ändern“, so Spona.

Das Ungleichgewicht zwischen Kredit- und Einlagenzinsen ärgert nicht nur Sparer: „Banken zählen klar zu den Krisengewinnlern“, spart Joel Tölgyes, Ökonom beim Momentum-Institut, nicht mit Kritik.
Die gewerkschaftsnahe Denkfabrik hat berechnet, wie das „Körberlgeld“ der Banken aus der Differenz zwischen Einnahmen aus Kreditzinsen und Ausgaben für Einlagenzinsen allein im zweiten Halbjahr 2022 gestiegen ist: Machte im Juni der Nettozinsgewinn noch 257 Millionen Euro aus, so betrug er Ende Dezember bereits 352 Millionen.

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