Mein Samstag

Narrische Schwammerln

Jetzt konnte ich das Kind doch dazu überreden, dass wir uns den Mario-Film anschauen. Ja, die Lage hat sich geändert: Das Kind fühlt sich zu groß für Kinderfilme, während ich den My-little-Pony-Wahnsinn verdrängt habe und mich nach Animationsfilmen sehne.

Und Super Mario, mit dem ich als Vertreterin der Generation Game Boy und NES (die Ururgroßeltern der Switch), gametechnisch sozialisiert wurde, ist da natürlich ein Muss. Wir haben den Film – wenn schon, denn schon – im Imax und in 3-D gesehen, und was soll ich sagen: Der gern benutzte Begriff „immersives Erlebnis“ ist heillos untertrieben. Man wird komplett in eine knallbunte, laute, rasante Fantasiewelt hineingezogen und ist sich zwischendurch nicht mehr ganz sicher, ob man die Pilzlandschaft, den Regenbogenboulevard und die Affenkolonie von Donkey Kong je wieder wird verlassen können.

Ich habe keine nennenswerten Erfahrungen mit sinneserweiternden Drogen (okay, gar keine), aber so in etwa würde ich mir einen Magic-Mushroom-Trip vorstellen. Dass einige Besucher mit Mario- und Luigi-Kappen im Saal saßen, einer gar als Toad (dieser kleine Typ mit dem Schwammerlturban) verkleidet war, war aber, glaube ich, wirklich so. Ich kann mich aber vor lauter Überreizung aller erdenklichen Sinne auch täuschen.

Natürlich macht der Film viel Spaß (es sei denn, Sie bevorzugen dezente Pastelltöne und gedämpfte Hintergrundmusik, dann wären Sie hier radikal falsch). Wie schon als Kind, wenn ich zu viel Tetris gespielt habe und dann von herunterfallenden Steinen geträumt habe, hat mich auch der Mario-Film bis in meine Träume verfolgt, vielleicht auch deshalb, weil wir nach dem Kino daheim auf der Switch gleich noch einmal durch die Mario-3-D-Welt gelaufen sind. Das vielleicht Schönste am Film aber ist, dass Prinzessin Peach nicht mehr hilflos gefangen auf Rotkappler Mario wartet, sondern ihr Schwammerlkönigreich selbst rettet. Das hat auch dem Kind gefallen, das Märchen generell ablehnt, weil da „die Frauen immer auf den Prinzen warten müssen“. In diesem Sinne: Spielen Sie eine Runde Marioworld!

E-Mails an: mirjam.marits@diepresse.com

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