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Die vielen Eigentore des eitlen Monsieur Macron

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Frankreichs Präsident häuft außen- wie innenpolitisch enorme Scherbenhaufen an. Vor allem sein Hochmut lässt ihn in Fallen tappen.

DER AUTOR

Burkhard Bischof war viele Jahre Außenpolitikexperte der „Presse“ und langjähriger Leiter des
Debattenressorts.

Der Wunsch, klug und tüchtig zu sein, hindert uns oft daran, es zu werden“, schrieb der Aphoristiker François de La Rochefoucauld im 17. Jahrhundert. Seine Lebensweisheit trifft heute genauso zu wie vor über drei Jahrhunderten – und es wäre schlau, wenn sie auch der jetzige französische Präsident beherzigen würde.

Niemand spricht Emmanuel Macron ab, intelligent zu sein. In einem Porträt Macrons neulich im Nachrichtenmagazin „Spiegel“ (15/2023) wird er auch als „gebildet, belastbar, ausgestattet mit einer fast unmenschlichen Energie, angstfrei und auffassungsschnell“ charakterisiert. Aber da sind halt auch die anderen Wesenszüge, die die Wirkung der positiven Eigenschaften zunichte machen: Sturheit, Kompromisslosigkeit, fehlende soziale Intelligenz. Und dann vor allem die eine Eigenart, die so viele Persönlichkeiten, die in der Öffentlichkeit stehen, heimsucht, und vor der Maria von Ebner-Eschenbach einst warnte: „Wo die Eitelkeit anfängt, hört der Verstand auf.“


Macron glaube wirklich, so sagt der frühere französische Spitzendiplomat François Heisbourg, dass er mit seinem Intellekt und seinem Charme politische Führer wie Wladimir Putin oder Xi Jinping überzeugen könne, ihren politischen Kurs zu ändern. So dachte er Anfang 2022 tatsächlich, mittels mehrerer Kontakte Putin von seinem Überfall auf die Ukraine abbringen zu können; oder dass er bei seinem jüngsten Besuch in China Machthaber Xi Jinping dazu überreden könne, auf Putin einzuwirken, damit der „wieder zur Vernunft kommt“.

Offenkundig aber schätzte Macron sein eigenes Überzeugungsvermögen ebenso wie die imperiale Gier des Wladimir Putin völlig falsch ein. Und Xi Jinping als neutralen Vermittler ins Spiel zu bringen, nachdem der eine „grenzenlose Partnerschaft“ mit Wladimir Putin geschlossen, diese bei seinem jüngsten Moskau-Besuch bekräftigt, den russischen Angriffskrieg noch nie verurteilt hat und ein Gespräch mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskij bis jetzt verweigert, ist schon eine Chuzpe.

Aber nicht nur wegen dieser Fehleinschätzung wurde Macrons jüngste China-Reise als „Desaster“ beschrieben. Da nahm er die EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen mit nach Peking, um so die einheitliche Politik der EU gegenüber China zu demonstrieren, spulte dann aber sein ganz eigenes Programm mit Machthaber Xi ab und schaute zu, wie die EU-Chefin von den chinesischen Gastgebern demonstrativ herablassend behandelt wurde. Vor allem aber machte Macron, offensichtlich entsprechend umgarnt von Xi Jinping, auf dem Rückflug die verhängnisvollen Aussagen, die französische Diplomaten tagelang in den westlichen Hauptstädten wieder geradezurücken versuchen.

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