Asiaten haben mehr Gefühl für Melodie, wir für Rhythmus

Wer eine „tonale“ Sprache spricht, unterscheidet Tonhöhen besser.

Wer es mit Chinesisch versucht, muss höllisch aufpassen: Wenn man über ein Pferd schimpft, kann man leicht jemandes Mutter beleidigen. Für beides steht die Silbe „ma“, der Unterschied ist nur die Tonhöhe. Solche Feinheiten gibt es in mehr als der Hälfte aller Sprachen. Sie konzentrieren sich in Asien und Afrika. „Tonal“ sind zum Beispiel Thailändisch, Vietnamesisch, Burmesisch, Panjabi oder Zulu. Haben ihre Sprecher ein besseres Gefühl für Melodien? Die bisherigen Studien konnten die Vermutung nicht klar belegen: Meist wurden nur zwei Sprachen verglichen, und hier mögen viele kulturelle Faktoren mithineinspielen.

Aber nun hat Courtney Hilton von Yale mit einem Team webbasierte Daten von fast einer halben Million Menschen gesammelt, die 54 Sprachen abdecken (Current Biology, 26. 4.). Die Ergebnisse sind eindeutig: Die Sprecher sämtlicher inkludierten tonalen Sprachen schafften es im Schnitt besser, Melodien auseinanderzuhalten, die sich nur minimal unterscheiden.

Überraschend war: Umgekehrt konnten die Sprecher sämtlicher vertretenen nicht tonalen Sprachen (wie Deutsch oder Englisch) im Schnitt besser erkennen, ob ein Schlaginstrument einen Song im Takt begleitet oder nicht. Die Erklärung der Forscher dafür: Weil Chinesen und Co. sich in der Kommunikation so auf die Tonhöhe konzentrieren müssen, achten sie weniger auf den Rhythmus.

Die respektiven Vorteile machen jeweils die Hälfte des Effekts aus, für den sonst ein regelmäßiger Musikunterricht sorgen könnte. Das belegt nun: Es geht um die Sprachen, nicht um Kulturkreis, Bildung oder Einkommen.

(gau)

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