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"Evil Dead Rise": Die toten Teufel tanzen wieder

Die Dämonen, die sie riefen: "Evil Dead Rise".
Die Dämonen, die sie riefen: "Evil Dead Rise".(c) Warner
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„Evil Dead Rise“ ist dank souveräner Abmischung von Gewaltexzess und Schmähführung sehr nah dran am Geist seiner Vorbilder, Sam Raimis kultiger Horror-Reihe „Tanz der Teufel“. Eine Hatz!

In den USA der ausgehenden 1970er-Jahre wurde das ambitionierte und realistisch grundierte „New Hollywood“-Kino der zwei vorgängigen Jahrzehnte vom Blockbusterismus abgelöst. Eine Gruppe von filmnarrischen Jungspunden aus Michigan machte sich zu dieser Zeit auf, ihren Traum zu verwirklichen: Der gerade einmal 19-jährige Sam Raimi hatte mit seinem Kindheitsfreund Bruce Campbell bereits verschiedene Gaudi-Paraden auf 8mm-Film gedreht, als sie gemeinsam mit anderen Kumpanen den Plan fassten, mit einem kurzen, möglichst blutgetränkten Horrorfilm auf sich aufmerksam zu machen - und Investoren davon zu überzeugen, eine teurere Langfassung derselben Geschichte zu finanzieren.

Der mit diesem Hintergedanken - und viel Schweiß, Blut und Tränen - gezimmerte Halbstünder „Within the Woods“ legte 1978 den Grundstein für „Tanz der Teufel“ (Originaltitel: „The Evil Dead“). Dieser Langfilm wurde 1981, im besonderen nach einer Lobpreisung von Stephen King, zum Überraschungserfolg. Er begründete die Weltkarrieren von Regisseur Raimi, Hauptdarsteller Campbell und Produzent Rob Tapert und zog mehrere Fortsetzungen nach sich. Die jüngste davon läuft jetzt im Kino. Und eröffnet mit einer Sequenz, die direkt aus dem Originalfilm stammen könnte: Bodennah und in frenetischer Geschwindigkeit rast sie durch einen Wald, stiebt zwischen Bäumen hindurch und surrt schließlich über einen idyllischen See.

Wo Raimi & Co bei „Tanz der Teufel“ für solche Bilder noch eine Kamera an einen langen Ast oder auf ein Fahrrad schnallen und über das Terrain rennen oder fahren mussten, stammen die Aufnahmen 2023 von einer Drohne, die von einer der Figuren gelenkt wird. In einer Waldhütte am See hockt derweil eine junge Frau, infernalisch kichernd und feixend, bevor sie, offenbar von Dämonen besessen, ihre Freundin skalpiert. Der Prolog schließt mit einem Seepanorama, während sich der Filmtitel in gewaltigen roten Lettern zur donnernden, drohenden Musik von Stephen McKeon über den Horizont schiebt: „Evil Dead Rise".

Todesursache: Herausgeschleuderter Augapfel

Nach so einer Ansage müssen auch die folgenden eineinhalb Stunden liefern. Und das tun sie. Regisseur Lee Cronin verlegt in seinem schlauen, entschlackten und dynamischen Drehbuch den Handlungsort weg von der Franchise-historisch vorbelasteten Waldhütte, hinein in ein in die Jahre gekommenes Wohnhaus in Los Angeles. Und damit mitten ins Zuhause der alleinerziehenden Tätowiererin Ellie (großartig: Alyssa Sutherland) und ihrer drei Kinder. Nach einem Erdbeben tut sich im Parkhaus unter dem Gebäude ein Loch auf, in dem Sohn Danny (Morgan Davies) nicht nur das aus früheren „Evil Dead“-Filmen bekannte „Buch der Toten“ findet, sondern auch drei Vinyl-Platten.

Als er eine davon abspielt, entfesselt er damit die „Deadites“: Dämonen, die von den Lebenden Besitz ergreifen. Als erste erwischt es Mutter Ellie, die sich die Seele aus dem Leib kotzt und dann scheintot auf dem Bett liegt, bevor sie wieder erwacht - und auf Angriff geht. Ab diesem Moment überantworten sich Cronin und sein hochtalentierter Kameramann Dave Garbett einer Grand-Guignol-esken Spektakeldramaturgie, wie im Original ausgespielt als Huis Clos mit nur einer Handvoll Figuren. Die restlichen Bewohner des Stockwerks werden schnell und höchst innovativ dezimiert - Einer erstickt etwa am herausgeschleuderten Augapfel eines anderen -, während in der Wohnung die drei Kinder gemeinsam mit ihrer Tante Beth (resolut: Lily Sullivan) ums Überleben kämpfen.

„Evil Dead Rise“ ist mit seiner lässigen Abmischung von Gore (sprich: lustvoll übersteigerter Gewaltdarstellung) und Schmähführung sehr nah dran am Geist von Raimis Filmen, auch wenn Cronin der wahnhaft-expressionistischen Inszenierung seines offenkundigen Vorbilds schlussendlich nicht ganz das Wasser reichen kann. Dennoch: So ausgelassen und wild haben die Teufel auf der Leinwand schon lange nicht mehr getanzt.

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