Mein Freitag

Für das Leben lernt man nicht am Schreibtisch

Die Presse/Clemens Fabry
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So schön und so flüchtig – der Mai plustert sich auf und verschwindet dann viel zu schnell.

Man muss den Mai gut festhalten, sonst flutscht er einem durch die Finger, so üppig ist das Angebot, so lang sind die Wochenenden, die aber, unterbrochen von kurzen Wochen, schneller vergehen als alle anderen im Jahr. Es ist wie vor einem Buffet: Je mehr geboten wird, desto größer ist das Verlangen, nichts zu versäumen. Und dann hat man nichts so richtig genossen.

Es ist auch viel zu tun: Zum Gartencenter fahren (dafür gibt es keinen richtigen Zeitpunkt, nur die richtige Gemütsverfassung), Neues einpflanzen, Altes betüteln. Unsere Kolumnistin, Gartenzauberin Ute Woltron, hat allerdings zur Strenge aufgerufen. Sie warnt davor, Pflanzen zu verwöhnen, sie etwa früh zu großzügig zu gießen, weil sie sonst flach wurzeln. Aber selbst sie wird bei manchen Lieblingen schwach.

Gleichzeitig geht auch die Geselligkeit sprungartig nach oben. Da wird die Grillsaison eröffnet, dort der Spargel gefeiert, dazwischen werden die Festwochen eröffnet, und beim ersten Picknick holt man sich den ersten Sonnenbrand auf der Nase. Besucher geben sich die Klinke in die Hand: Wann, wenn nicht im Mai?

Für Schüler ist der Mai ein besonders harter Monat (vielleicht auch für Lehrer). Ein Test jagt den anderen, und noch ist alles drin, bevor es zu spät ist, weil keine nächste Chance mehr kommt. Die Temperaturen locken hinaus und die Natur protzt mit dem frischesten Grün. Das Leben ist draußen, und dafür lernt man sicher nicht am Schreibtisch.

Vor dem Café ums Eck stehen die üblichen Stammgäste und rauchen. „Wir ham no immer ka Zuhaus“, lacht die eine. Auch wer einander täglich sieht, kann sich darüber freuen. Gegenüber haben Wind und Regen den riesigen Kirschbaum abgeräumt. Die rosafarbenen Blüten verwandeln sich in bräunlichen Gatsch auf dem Boden, auf dem man leicht ausrutscht.

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