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Bitcoin & Blockchain

Frosch-Bilder auf der Blockchain – ist das die Zukunft von Bitcoin?

Die Transaktionsgebühren sind vorige Woche in die Höhe geschnellt. Grund ist eine Neuerung auf der Blockchain.

Wer vorige Woche Bitcoin versenden wollte, musste sich mitunter stunden- bis tagelang in Geduld üben – oder sehr hohe Transaktionsgebühren berappen, um vorgezogen zu werden. Die größte Kryptobörse Binance setzte zeitweise sogar die Auszahlungen aus. Denn nur etwa alle zehn Minuten wird ein Block mit Transaktionen an die Blockchain, das Kassenbuch von Bitcoin, angehängt. In so einen Block passen bis zu 4000 Transaktionen. Doch stauten sich vorige Woche bis zu 450.000 unbestätigte Transaktionen, eine Transaktion kostete zeitweise 30 Dollar. Zuvor waren es monatelang zwei Dollar.

Spekulation oder Provokation?

Der Grund: Ein Update hat ermöglicht, dass man auf der Bitcoin-Blockchain nicht nur Transaktionen vornehmen kann, sondern auch so genannte „Ordinals“ an einen Satoshi (kleinste Bitcoin-Einheit) anhängen kann. Man kann Texte, Bilder, Videos, Musik einstellen oder – was seit März möglich ist – eigene Krypto-Assets (so genannte BRC-20-Tokens), etwa gepixelte Frösche, erstellen und handeln.

Davon wurde zuletzt reichlich Gebrauch gemacht, und das hat die Bitcoin-Blockchain verstopft. Besonderen Nutzen haben die Tokens – noch – keinen. Doch warum werden sie erstellt und gehandelt? Aus Spaß, Experimentierfreudigkeit, um zu spekulieren – und vielleicht auch, um die Bitcoin-Community zu ärgern.

Denn wieder wird deutlich, dass Bitcoin Probleme mit der Skalierbarkeit hat. Freilich aus gutem Grund: Das Trilemma der Blockchain-Technologie bedeutet, dass Dezentralität, Sicherheit und Skalierbarkeit nie gleichzeitig in vollem Ausmaß verwirklichbar sind. Bitcoin setzt auf Sicherheit und Dezentralität (in diesen Punkten kann kein anderes Krypto-Projekt mit Bitcoin mithalten), ist aber nicht gut skalierbar: Die Anzahl der Transaktionen kann nicht ins Unermessliche steigen.

Die Bitcoin-Abspaltung Bitcoin Cash setzte auf größere Blöcke und dadurch mehr Skalierbarkeit, was aber zulasten der Dezentralität geht: Nicht jeder kann so große Blöcke zu Hause speichern, nur wenige können Full-Nodes betreiben und die Blockchain fortwährend aktualisieren und überwachen. Im Bitcoin-Netzwerk gibt es weltweit Zehntausende Full-Nodes, was das Netzwerk dezentral macht.

Dass dort nun Frosch-Tokens und andere halblustige Dinge gehandelt werden, gefällt nicht allen. Überlegungen wurden laut, solche Einschreibungen in die Blockchain, die ja erst durch ein Update ermöglicht worden sind, doch irgendwie zu unterbinden oder zumindest einzuschränken.

Nicht alle teilen diese Ansicht. „Zensurresistent“ bedeutet eben nicht nur, dass Dissidenten in Ländern mit totalitären Regimes ungehindert Transaktionen durchführen können, sondern auch, dass Inskriptionen mit zweifelhaftem Nutzen getätigt werden können. Viele begrüßen es, dass Bitcoin einen zusätzlichen Anwendungsfall hat. Die BRC-20-Tokens sind Spielerei, doch könnte künftig wertvolle Innovation erfolgen.

Auch Bitcoin-Miner – Menschen, die Bitcoin „schürfen“ – kommen auf ihre Rechnung. Sie führen energieaufwendige Berechnungen durch, um einen Block anhängen zu dürfen. Dafür können sie sich derzeit 6,25 Bitcoin gutschreiben. Doch alle vier Jahre wird die Belohnung halbiert. Das könnte Mining weniger rentabel machen, daher müssen wohl die Transaktionsgebühren steigen. Vorige Woche ist es passiert, dass die Gebühren, die die Miner für einen Block erhielten, höher waren als die Bitcoin-Belohnung. Inzwischen hat sich die Lage normalisiert, die Gebühren sind im Sinken, der Rückstau löst sich auf.

Ausweichen auf zweite Schicht

Die jüngsten Ereignisse haben einen Blick in die Zukunft von Bitcoin gewährt, meint Johannes Grill von Bitcoin Austria. Wenn die ganze Welt Bitcoin nutze, könnten die meisten Zahlungen nicht mehr auf dem Basis-Layer der Blockchain abgewickelt werden. Man müsse dann vielfach auf einen Seitenarm (Second Layer) ausweichen. Bereits jetzt gibt es das Lightning-Netzwerk. Einige Kryptobörsen, etwa Kraken, bieten bereits Lightning an, andere denken darüber nach. Im Laufe der Zeit werden wohl noch andere Lösungen etabliert werden.

Auch die Experten von 21Shares schreiben in ihrem Marktbericht: „Die durch Ordinals ermöglichten Inskriptionen auf der BTC-Blockchain könnten der Katalysator sein, um das explosive Wachstum von Skalierbarkeitslösungen auszulösen, die es dem Bitcoin-Netzwerk ermöglichen, sein volles Potenzial zu erreichen.“

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