Buch

Ein Gauner und ein Gentleman

Bastian Kresser nimmt sich gern und gut historischer Stoffe an.
Bastian Kresser nimmt sich gern und gut historischer Stoffe an.Stefan Wilfinger
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Bastian Kresser erkundet in „Als mir die Welt gehörte“ elegant und einfühlsam die erstaunliche Persönlichkeit des Trickbetrügers und Fälschers Victor Lustig.

Im Jahr 1900 schließt ein zehnjähriger Bub in der Kleinstadt Arnau (damals Österreich-Ungarn, heute Hostinné in Tschechien) einen schriftlichen Vertrag mit sich selbst: „Ich, Victor Lustig, schwöre hiermit, reich zu werden und genau das zu tun, was mir Freude macht.“ Sein ganzes Leben lang wird Lustig dieses Schriftstück mit sich herumtragen. Er selbst wird einer der berühmtesten Trickbetrüger und Fälscher der Welt und geht als der Mann, der den Eiffelturm verkaufte, in die Geschichte ein. Zum Verhängnis wird Lustig, der 1947 im berüchtigten Gefängnis Alcatraz an einer Lungenentzündung stirbt, dass er immer noch auf einen letzten Coup aus gewesen ist. Und dass er sein größtes Geheimnis nicht preisgeben wollte.

So ist das zumindest in der Geschichte, die der österreichische Schriftsteller Bastian Kresser über Victor Lustig erzählt. Es könnte aber auch ganz anders gewesen sein, denn eines muss von Anfang an klar sein: Der Ich-Erzähler, der einem in „Als mir die Welt gehörte“ entgegentritt, ist alles andere als verlässlich. Wie Victor Lustig einst seine Opfer durchschaute, so liest er in Kressers Roman auch seine Leser, an die er sich vertrauensvoll wendet. „Das ist die einzig wahre Geschichte, versprochen“, schwört er. Und lügt schon wieder! Ehe man sich's versieht, ist man auf einer falschen Fährte. Immerhin entschuldigt sich Lustig dafür – ein Gauner und ein Gentleman vom edlen Wollfilz-Zylinder bis zu den blank polierten Maßschuhen.

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