Ägypten: Internet lahmgelegt, Oppositionelle verhaftet

Ägyptische Behörden bereiten sich auf neue Protestwelle vor
Ägyptische Behörden bereiten sich auf neue Protestwelle vor(c) AP (Ashraf Sweilam)
  • Drucken

In Ägypten werden heute weitere Großdemonstrationen nach dem Freitagsgebet erwartet. Die Regierung geht hart gegen die Protestbewegung vor. US-Präsident Obama fordert Reformen.

Die Opposition in Ägypten hat für Freitag zu neuen Massen-Demonstrationen aufgerufen. Mehrere Gruppen forderten die Bürger auf, nach dem Freitagsgebet auf die Straße zu gehen.

Der Machtapparat des ägyptischen Präsidenten Hosni Mubarak versucht mit allen Mitteln, die Proteste zu unterbinden. Sondereinheiten der Polizei bezogen an strategisch wichtigen Plätzen Kairos Stellung. Mindestens zwanzig Mitglieder der oppositionellen Muslimbruderschaft wurden verhaftet. Seit Mitternacht war außerdem das Internet lahmgelegt, über das Information und Koordination bei den Demonstrationen der vergangenen Tage liefen. Die italienische Internetfirma Seabone, einer der größten Online-Dienstleister in Ägypten, teilte mit, dass nach Mitternacht kein Datenverkehr nach und aus Ägypten mehr möglich gewesen sei.

Soziale Netzwerke wie Facebook und Twitter haben eine wichtige Rolle bei Information und Koordination der Proteste gegen Mubarak gespielt - ähnlich wie in Tunesien, wo Präsident Zine El Abidine Ben Ali nach 23 Jahren autoritärer Herrschaft am 14. Jänner vor einer Volksbewegung ins Exil floh.

Der 82-jährige Mubarak ist seit den ersten Demonstrationen am vergangenen Dienstag nicht in der Öffentlichkeit aufgetreten. Damals gingen in Kairo und anderen Städten Zehntausende gegen den Präsidenten auf die Straße.

Am Donnerstag eskalierte außerhalb der Hauptstadt die Gewalt. In Suez steckten Demonstranten eine Feuerwache in Brand und plünderten Waffen, die sie gegen Polizisten richteten. Im nördlichen Sinai bei Scheik Suweid gab es einen Schusswechsel zwischen mehreren hundert Beduinen und Polizisten. Ein 17-Jähriger wurde dabei getötet.

Obama drängt zu Reformen

US-Präsident Barack Obama mahnte in einem vom Videoportal YouTube übertragenen Interview politische und wirtschaftliche Reformen in Ägypten ein. Er nannte das nordafrikanische Land einen wichtigen Verbündeten. Obama erklärte jedoch auch, die Demonstrationen gegen die ägyptische Regierung in den vergangenen Tagen zeigten die Unzufriedenheit der Bevölkerung.

"Es ist ausgesprochen wichtig, dass die Menschen über die Möglichkeit verfügen, berechtigte Beschwerden zu äußern", sagte Obama. "Präsident Mubarak war sehr hilfsbereit bei zahlreichen schwierigen Themen im Nahen Osten", sagte Obama. "Aber ich habe ihm auch immer gesagt, dass politische und wirtschaftliche Reformen entscheidend für das langfristige Wohl Ägyptens sind."

Prostestwelle in Ägypten
Prostestwelle in Ägypten(c) APA-Grafik (Hirsch)

Der ägyptische Oppositionelle und Friedensnobelpreisträger Mohamed ElBaradei ist am Donnerstag in das Land zurückgekehrt. Er erklärte sich unter bestimmten Umständen bereit, eine Übergangsregierung zu führen.

(Ag./Red.)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.