Porträt

BVB-Trainer Edin Terzić: Dortmunds Liebes-Comeback

Team und (Süd-)Tribüne sind in Dortmund wieder vereint: Edin Terzić vor seiner „Gelben Wand“.
Team und (Süd-)Tribüne sind in Dortmund wieder vereint: Edin Terzić vor seiner „Gelben Wand“. Borussia Dortmund/Getty Images
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Sehnsüchtig erwartet, demütig, erfolgreich: BVB-Trainer Edin Terzić hat die Leidenschaft beim Revierklub neu entfacht. Jetzt soll er den Meistertitel fixieren – und danach eine Ära prägen.

Dortmund. In Dortmund spürt man sie wieder, die „echte Liebe“ zur Borussia. Erstmals seit den seligen Zeiten unter Jürgen Klopp gelang es mit Edin Terzić einem Fußballtrainer, bei den Fans die große Leidenschaft zu wecken und das Leitmotiv des Klubs wieder mit Leben zu füllen. Der 40-Jährige scheint auf gutem Weg, aus dem langen Schatten der einstigen Kultfigur zu treten. Mit einem Heimsieg gegen Mainz (15.30 Uhr, live, Sky) könnte er den heutigen Liverpool-Coach als BVB-Meistermacher beerben.

Die Sehnsucht nach einer neuen Liaison zwischen Team und Tribüne war einer der Gründe, warum Terzić im Vorjahr die Nachfolge von Marco Rose antrat. Langsam aber sicher dämmert ihm nun, dass diese Mission schon bald erfolgreich abgeschlossen sein könnte. „Darüber freue ich mich jeden Tag. Dass ich wieder viele Jungs und Mädels mit BVB-Trikots durch die Stadt laufen sehe. Und dass in den Vorgärten wieder Fahnen hängen.“

Lokalkolorit und Volksnähe haben Terzić den Weg in die Herzen der Dortmunder Fans geebnet. Anders als seine prominenten Vorgänger wie Thomas Tuchel, Lucien Favre oder Rose wird er mittlerweile mit Sprechchören gefeiert. Voller Vorfreude auf magische Momente schwor Terzić seine Profis schon nach dem möglicherweise vorentscheidenden 3:0 in Augsburg auf den Titel-Showdown gegen Mainz ein. „Ich bin mir sicher, dass sich die Jungs alles kaufen können. Das nächste Auto, den nächsten teuren Urlaub. Das nächste Haus“, kommentierte er mit der ihm eigenen Art, „aber was sie sich nicht kaufen können, ist dieser Moment, nächste Woche ins Stadion zu kommen.“

„Mit Haut und Haaren“

Solch empathische Aussagen kommen in der Revierstadt besonders gut an – und verraten, wie der im nahen Sauerland geborene Terzić wirklich tickt. Für den vom Kommerz dominierten und von vielen Beobachtern als zunehmend seelenlos bezeichneten Spitzenfußball sind demütige Trainer ein Segen.

Ähnlich gut wie bei den Fans kommt er bei seinen Profis an. „Jeder kann jederzeit mit ihm reden. Er ist sehr nahbar, sehr einfühlsam“, schwärmt sogar Ersatzkeeper Alexander Meyer. Die hohe Identifikation seines Trainers mit dem BVB wertet er als außergewöhnlich. „Was ihm der Verein bedeutet, sehe ich in seinen Augen und ich höre es in jeder Kabinenansprache. Das ist sehr authentisch.“

Die emotionale Nähe des Fußballlehrers kommt insbesondere bei Klubboss Hans-Joachim Watzke gut an. „Dortmund ist ein Verein, der auch gefühlig ist. Und unsere Millionen Fans wollen, dass sich einer mit Haut und Haaren dem Verein verschreibt. Das tut er. Und das tut er nicht aufgesetzt“, urteilte der BVB-Geschäftsführer bereits vor Monaten in der „Welt“.

Ein Erfolg am Samstag dürfte Watzke im Gefühl bestärken, den richtigen Coach gefunden zu haben. „Wir hoffen, dass er eine Ära prägen kann. Eine lange Trainer-Amtszeit ist das, wonach sich alle sehnen. Edin hat jedenfalls einen hohen Kreditrahmen.“

Fan-Perspektive

Aus seiner großen Leidenschaft für Schwarz-Gelb macht Terzić kein Hehl. Als einstiger Fan auf der Südtribüne, als Scout und Jugendtrainer des Klubs und als Interim-Chefcoach in der Saison 2020/21 mit dem abschließenden Pokalsieg wähnt er sich im „geilsten Job der Welt“. Doch diese tiefe Verbundenheit allein schützt nicht vor möglichen Rückschlägen. Bei einem Fan-Talk geriet er unlängst bei der Frage, wie der Dortmund-Fan Terzić mit dem Dortmund-Trainer Terzić auskommt, ins Grübeln. „Der Fan findet ihn richtig gut“, antwortete er lächelnd, wurde jedoch schnell wieder ernst: „Aber er weiß auch, dass der Fan immer Ergebnisse sehen möchte.“

(DPA/joe)

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