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Nachtarbeiter haben in Roland Garros gerade Hochsaison

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Seit ein paar Jahren warten auch in Paris Spätschichten, nicht jedem Profi, etwa Alexander Zverev, gefällt das. Erst ab dem Halbfinale sind die Spieler nur noch am Tag gefordert.

Paris. Wer nach dem ersten Grand-Slam-Sieg strebt, muss gut spielen, äußeren Widerständen trotzen und auch zu späterer Stunde noch bei Schlag und Laune sein. Kurz nach Mitternacht formulierte der Deutsche Alexander Zverev schließlich seine Liebeserklärung an Paris und die French Open: „Ich freue mich auf die zweite Woche.“

Mit dem Einzug in das Achtelfinale ist zumindest ein Trauma überwunden. Um sein Seelenleid zu verstehen, muss man zurückblicken: den ersten Jahrestag seiner schweren Verletzung überstand Zverev beim 3:6, 7:6 (6:3), 6:1, 7:6 (7:5) gegen den Amerikaner Frances Tiafoe in einer Nachtschicht nach schwachem Beginn schadlos. Trotz einer Schrecksekunde bei einem Ausrutscher an fast genau der Stelle, wo er sich 2022 – im Halbfinale gegen Rafael Nadal – so schwer am Knöchel verletzt hatte.

TENNIS-FRA-OPEN-2023
TENNIS-FRA-OPEN-2023APA/AFP/THOMAS SAMSON

Nun findet sich Zverev, der nicht nur in Deutschland als großartiger Tennisspieler angesehen wird – er gewann bislang 19 Titel im Einzel (u. a. in Wien), 2021 Olympiagold, die ATP Finals 2018 und 2021, fünf Masters-1000-Turniere, jedoch keinen Grand-Slam (2020 Finalniederlage New York gegen Dominic Thiem) nach einer sehr langen, sehr schwierigen Zeit plötzlich als Favorit auf den dritten Halbfinaleinzug in Serie beim Sandplatz-Klassiker in Paris wieder. Die Schnelllebigkeit des Geschäftes darf einen Profi nicht weiter stören, dafür bleibt keine Zeit: bereits heute wartet im Achtelfinale der Bulgare Grigor Dimitrow.

Um vier Uhr früh im Bett

Dass der 26-Jährige gute Chancen hat, zeigt der Blick auf den Turnier-Baum. Auch in einem möglichen Viertelfinale gegen Tomas Martin Etcheverry (ARG) oder Yoshihito Nishioka (JAP) wäre Zverev durchaus im Vorteil. Ohne Zorn aber keine Freude, vor Gedanken darüber rechnete er harsch mit den Veranstaltern ab. Frühestens um vier, fünf Uhr war er ins Bett gekommen, berichtete er und äußerte sich kritisch über den späten Beginn der Abendspiele im Stade Roland Garros. „Wenn wir fünf Sätze spielen, kann das auch bis zwei Uhr morgens gehen“, ärgerte er sich. „Das ist nicht mehr so gesund für den Spieler, der das Match gewinnt und dann am nächsten Tag, schon wieder spielen muss. “ Grundsätzlich möge er „Night Sessions“, betonte er, aber für den Körper sei es angenehmer, um 23 Uhr schlafen zu gehen. Da hilft nur eines: durchhalten. Spätestens ab dem Halbfinale sind die Spieler bei den French Open in Roland Garros nur noch am Tag gefordert.

Auch Ons Jabeur, aktuelle Nummer 7 der Tennis-Frauen, ist sauer auf Paris; vor allem seine Fans, die ihre Night-Session-Tickets wiederverkaufen wollen, „weil ein Frauenmatch angesetzt wurde“. Die Tunesierin meinte, dass Zuschauer nicht einfach annehmen sollten, dass Frauen-Partien „lausig“ sind. Die Wimbledon- und US-Open-Finalistin 2022 verlangte, dass man Frauen im vollen Stadion eine Chance geben solle.

Frauen zur Spätschicht!

An den ersten sieben Turniertagen dieser Roland-Garros-Auflage hatten nur Männer die seit wenigen Jahren in Paris eingeführte Night Session bestritten. Erst Sonntagabend durften mit Aryna Sabalenka (BLR-2) gegen Sloane Stephens (USA) erstmals Frauen zur Spätschicht antreten. „Es ist Zeit, diese Sicht zu ändern. Wie könnt ihr Frauen-Matches verurteilen, wenn ihr sie nicht anseht?“

Ob Melbourne oder New York, dort würden Frauen auch später spielen. Ein Abendticket kostet gleich viel, egal ob es ein „best of five“-Match der Männer oder eine „best of three“-Partie der Frauen ist. Passiert so etwas wie der Polin Iga Swiatek am Samstag über die Chinesin Wang Xinyu, wäre der Unmut der Zuschauer wohl ebenso groß. Swiatek gewann in 51 Minuten mit 6:0, 6:0.

(re-dpa)

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