BP schreibt erstmals seit 1992 Verlust

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Die Ölkatastrophe im Golf von Mexiko erzwingt eine völlige Neuausrichtung des Konzerns. Dividenden werden aber wieder gezahlt. Entschädigungszahlungen veranschlagte BP gestern mit 40,9 Milliarden Dollar.

London. Der Ölkonzern BP zahlt einen hohen Preis für die Explosion einer Bohrinsel im Golf von Mexiko im vergangenen April: Mit einem Verlust von 4,9 Milliarden Dollar im Jahr 2010 schrieb das weltweit tätige Unternehmen erstmals seit 1992 in einem Gesamtjahr rote Zahlen. 2009 hatte BP noch 13,9 Milliarden Dollar Gewinn gemacht.

Dennoch kündigte das Unternehmen die Rückkehr der im vergangenen Sommer ausgesetzten Dividenden an: Mit sieben Cent je Aktie liegt die Zahlung jedoch lediglich halb so hoch wie im ersten Quartal 2010.Damals jagte das Unternehmen noch rund um den Globus, auf der Suche nach Akquisitionen. Das „B“ in BP sollte ja schon seit Langem nicht mehr für „British“ stehen, weil man sich als Weltkonzern verstand.

Russland statt USA

Doch mittlerweile gibt man sich bescheidener. „2011 wird ein Jahr der Erholung und Konsolidierung“, kündigte Firmenchef Bob Dudley gestern an. BP war wiederholt vorgeworfen worden, bei seiner raschen Expansion auf Sicherheit und Umwelt zu wenig Augenmerk zu legen. Die Explosion im Golf von Mexiko, die elf Menschenleben forderte und bei der Millionen Liter Öl austraten, hat nun ein Umdenken erzwungen.

Die Kosten für die Aufräumarbeiten und Entschädigungszahlungen veranschlagte BP gestern mit 40,9 Milliarden Dollar. Um diesen Betrag zumindest teilweise aufzubringen, hat der Konzern bereits Aktivitäten in Argentinien, den USA, Kanada, Venezuela, Vietnam, Kolumbien und Ägypten für insgesamt 20 Milliarden Dollar verkauft. Zwei der vier BP-Raffinerien in den USA sollen in Kürze ebenfalls folgen. „Wir wollen unser Unternehmen neu ausrichten“, meinte Dudley. Wie ein Sprecher ergänzte, will der Konzern seine Aktivitäten im Raffineriegeschäft verkleinern und dafür verstärkt in die Exploration investieren.

Der Verkauf in den USA signalisiert diese strategische Neuausrichtung bereits: Während BP bisher in Nordamerika 40 Prozent seiner Geschäfte machte, will man sich nun verstärkt auf „rascher wachsende Schwellenländer“ konzentrieren. Zentrales Element des neuen Konzepts ist Russland. Doch hier hat der Konzern nach seinem Zusammenschluss mit Rosneft schon wieder mit Problemen zu kämpfen (siehe unten).

Viertes Quartal hat enttäuscht

Der Verlust von BP war erwartet worden, fiel aber noch höher aus als von den Märkten bereits befürchtet. Grund waren höhere Steuern, aber auch enttäuschende Gewinne im vierten Quartal 2010.

Während etwa US-Konkurrent Exxon in diesem Zeitraum ein Gewinnplus von 53 Prozent ausweisen konnte, profitierte BP von steigenden Öl- und Gaspreisen deutlich weniger: Mit 4,36 Milliarden Dollar blieb der Gewinn im vierten Quartal klar hinter den erwarteten fünf Milliarden.

Angesichts der schwachen Zahlen begrüßte der Analyst Jason Kenney gestern die Wiederaufnahme von Dividendenzahlungen als „willkommenes Signal an die Aktionäre“, bezeichnete den Schritt aber gleichzeitig als „großzügig“. An der Londoner Börse fiel die BP-Aktie bis zum frühen Nachmittag um 0,1Prozent gegenüber dem Wochenbeginn.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.02.2011)

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