Wer das Herz aller Smartphones baut

(c) EPA (PETER STEFFEN)
  • Drucken

Die britische Firma ARM mischt den Chipmarkt auf – und fordert Intel heraus. Die Chips befinden sich in 95 Prozent der Handys, da die Mikroprozessoren mit weniger Strom auskommen als die der Mitbewerber.

Wien. Egal, wie sehr sich Google, Apple und Nokia um die Vormachtstellung auf dem Handymarkt raufen mögen, einer freut sich immer: der britische Chipdesigner ARM. Seine Schaltkreise stecken in 95 Prozent der weltweit rund fünf Mrd. Handys. Der Grund des Erfolgs: Die Mikroprozessoren von ARM kommen mit weniger Strom aus alle Mitbewerber. Dabei wollten die Erfinder des heutigen Herzstücks fast aller Smartphones und Tablet-Computer vor 25 Jahren eigentlich nur Geld sparen.

Ursprünglich war ARM eine Abteilung des britischen Computerherstellers Acorn. Als dieser Mitte der 1980er-Jahre an einem neuen Modell arbeitete, fehlte den Ingenieuren der passende Chip. Also bauten sie ihn kurzerhand selbst.

Billig sollte er sein, daher reduzierten die Entwickler die Befehlssprache. Angenehmer Nebeneffekt: Der Prozessor kam mit weniger Strom aus. Fünf Jahre später klopfte Apple an die Tür. Gemeinsam mit den Kaliforniern und dem Halbleiterhersteller VLSI wurde ARM gegründet. Das Ergebnis der Kollaboration ist jenes fingernagelgroße Silikonplättchen, vollgepackt mit Chips, das seither in fast allen Smartphones steckt. Die Dominanz schlägt sich auch in den jüngsten Quartalszahlen nieder: Der Gewinn vor Steuern stieg um 47 Prozent auf 55,8 Mio. Euro.

ARM sprengt Windows-Intel-Ehe

Doch das ist erst der Anfang: Das Unternehmen ist auf dem Sprung, den globalen Chipmarkt ordentlich aufzumischen. Den Startschuss dazu gab der weltgrößte Softwarehersteller Microsoft. Im Jänner kündigte dessen Chef Steve Ballmer an, künftige Windows-Versionen nicht mehr nur für Chips des Branchenführers Intel zu designen. Der IT-Riese hatte erkannt, dass er ohne ARM keinen Fuß auf dem mobilen Zukunftsmarkt bringen würde. Damit markierte Microsoft aber auch das Ende einer Ära.

Jahrzehntelang hatte die „Ehe“ zwischen Windows und Intel gehalten. Neun von zehn Computern laufen mit Windows, acht von zehn haben einen Chip von Intel. Das könnte sich nun ändern.

ARM ist in jedem Fall dazu bereit. Das Unternehmen stellt selbst keine Chips her, sondern lizensiert seine Technologie an Unternehmen wie Samsung oder Qualcomm. Je mehr sich diese für das Geschäft mit Laptops oder Server interessieren, desto intensiver arbeitet ARM an entsprechenden Produkten. Spätestens in fünf Jahren will das Unternehmen seine Servertechnologie auf den Markt bringen und damit auch ins Kerngeschäft von Intel vordringen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.02.2011)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.