Gezielte Angriffe auf ägyptische Christen: Elf Kopten tot

Agypten Kopten Angriff
Agypten Kopten Angriff(c) AP (Amr Nabil)
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Während der Unruhen in Ägypten mehren sich die gezielten Übergriffe auf Kopten, berichten die Anhänger der christlichen Minderheit. In einem Dorf seien zwei koptische Familien getötet worden.

Während die Unruhen in Ägypten kein Ende nehmen, mehren sich die Übergriffe auf Kopten: Angehörige der christlichen Minderheit berichteten, im Zuge der in mehreren ägyptischen Städten eskalierenden Gewalt seien besonders Geschäfte von Kopten geplündert worden. Wie die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) mitteilte, sind bei einem Überfall auf zwei Familien elf Personen getötet worden, darunter ein dreijähriges Mädchen. "Doch aufgrund der Informationssperren der ägyptischen Behörden konnten wir erst gestern über das Verbrechen informiert werden", sagte GfbV-Afrika-Referent Ulrich Delius.

Laut GfbV ereigneten sich die Morde bereits am 30. Jänner nachmittags in dem Dorf Sharuna in der Nähe des Nils. Angesichts der unsicheren Lage hätten sich zwei koptische Familien in ihren Häusern eingeschlossen. Namentlich bekannte Anhänger radikal-islamischer Gruppen sollen mit Hilfe von muslimischen Nachbarn über das Dach in das Haus von Joseph Waheeb Massoud eingedrungen sein und hätten danach ihn sowie seine Frau und die beiden Kinder getötet.

Eine andere Gruppe radikaler Muslime verschaffte sich Zutritt zum Haus des Kopten Saleeb Ayad Mayez, ermordete ihn, die Ehefrau, die beiden Kinder und noch drei Personen. Weitere vier Kopten überlebten mit Schussverletzungen. Beide Häuser wurden von den Angreifern anschließend geplündert, berichtete die GfbV.

Schönborn: "Religionsfreiheit als Test"

Wie der Wiener Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn in einem Kommentar in der Gratiszeitung "Heute" schrieb, sei die Frage der Religionsfreiheit der entscheidende Dreh- und Angelpunkt im Ringen um eine positive Zukunft in den von Revolte und Aufruhr heimgesuchten Ländern. Demokratische Reformen müssten einhergehen mit der Zulassung "von Vielfalt, von politischer, weltanschaulicher und religiöser Toleranz". Gerade in mehrheitlich islamischen Ländern werde die Frage der Toleranz für religiöse Minderheiten wie etwa die Christen damit zum entscheidenden Kriterium: "Die Religionsfreiheit ist der Test, ob die anderen bürgerlichen Freiheiten gewährt werden."

Es sei "die Wut über Ungerechtigkeit, Unterdrückung und Elend", die gerade die jungen und oft sehr gut ausgebildeten Menschen auf die Straße treibe, die für sich keine Zukunftsperspektive sähen, so Kardinal Schönborn: "Sie haben nichts zu verlieren. Deshalb stellen sie sich gegen Polizei und Staatsgewalt". Ihr Protest breite sich derzeit "wie ein Flächenbrand" aus, ein Ende sei nicht absehbar.

(APA)

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