Bashir erkennt Unabhängigkeit des Südsudan an

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Präsident Omar al-Bashir akzeptiert das Votum der Südsudanesen. Doch nach wie vor sind viele Fragen offen. Bashir will indes aus dem Norden des Landes einen islamischen Staat machen und die Scharia stärken.

Khartum/Ag/Red. Bisher hat Omar al-Bashir Wort gehalten: Am Montag verkündete Sudans Präsident, er akzeptiere das Votum der Südsudanesen, sich vom gemeinsamen Staat abzuspalten. Dieses fiel beim Referendum im Jänner mit fast 99 Prozent eindeutig aus: „Heute haben wir die Resultate erhalten, und wir akzeptieren und begrüßen diese Resultate, weil sie den Willen der Südsudanesen darstellen“, sagte Bashir. Man wolle mit dem Süden gute Beziehungen aufbauen.

Es war befürchtet worden, dass die Zentralregierung in Khartum eine Abspaltung des ölreichen Südens nicht akzeptieren würde, auch wenn Bashir im Vorfeld versprochen hatte, das Ergebnis anerkennen zu wollen.

Khartum hat freilich noch zahlreiche Möglichkeiten, der Sezession Sand ins Getriebe zu streuen. Nach wie vor sind viele Fragen offen, nicht zuletzt der exakte Grenzverlauf. Laut dem Friedensabkommen aus dem Jahr 2005 soll die Unabhängigkeit des Südens exakt ein halbes Jahr nach dem Referendum in Kraft treten, das wäre der 9. Juli. Der Friedensvertrag beendete einen jahrzehntelangen Bürgerkrieg, der geschätzte 2,5 Millionen Menschen das Leben kostete.

Peitschenhiebe für Hosen

Eine andere Befürchtung scheint sich allerdings zu bestätigen: Bashir hatte am Wochenende in einer Fernsehansprache angekündigt, den Norden Sudans in einen islamischen Staat umwandeln zu wollen: „99 Prozent der Bevölkerung sind muslimisch, und dieser Staat wird gemäß der Scharia regiert werden.“ Der Islam ist derzeit schon Staatsreligion, die Scharia spielt bereits eine große Rolle.

Weltweit bekannt wurde der Fall mehrerer Frauen, die 2009 zu zehn bis vierzig Peitschenhieben verurteilt wurden, weil sie in der Öffentlichkeit Hosen getragen hatten. Die Religionspolizei hatte sie wegen „unislamischen Verhaltens“ festgenommen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 8. Februar 2011)

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