Ende eines tragischen Lebens: John Paul Getty III ist tot

 J. Paul Getty Museum at the Getty Center in Los Angeles
J. Paul Getty Museum at the Getty Center in Los Angeles(c) Reuters (Sam Mircovich)
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Der Enkel des Erdöl-Milliardärs John Paul Getty wurde 1973 als Kind entführt. Nach seiner Freilassung schlitterte er in eine Spirale von Alkohol und Drogen.

John Paul Getty III, Enkel des Erdöl-Milliardärs John Paul Getty, ist im Alter von 54 Jahren in einer Villa im englischen Buckinghamshire gestorben. Der seit fast 30 Jahren nach einem Hirnschlag gelähmte und blinde Getty starb im Kreise seiner Familie und wurde bis zuletzt von seiner Mutter Gail und seinem Sohn Balthazar behandelt, berichteten Medien am Dienstag.

"Dann hätte ich 14 entführte Enkelkinder"

Der Sproß der US-Unternehmersfamilie war im Juli 1973 in Rom entführt worden. Um ihren Lösegeldforderungen in Höhe von 17 Millionen Dollar Nachdruck zu verleihen, hatten die Entführer ihrer Geisel ein Ohr abgeschnitten und es der Familie geschickt. Gettys Großvater weigerte sich lang, die geforderte Summe zu zahlen. "Ich habe 14 Enkelkinder. Wenn ich das Lösegeld zahlen würde, hätte ich bald 14 entführte Enkelkinder", kommentierte der als geizig verschrieene Großvater damals.

Nach Zahlung des Lösegeldes war der Getty-Erbe nach über vier Monaten Gefangenschaft, in der er öfters geschlagen und schwer misshandelt wurde, lebend in Süditalien aufgefunden worden. Die Entführer, die der kalabrischen Mafia zugerechnet werden, wurden nie gefasst.

Spirale von Alkohol und Drogen

Nach seiner Freilassung schlitterte Getty III in eine Spirale von Alkohol und Drogen. Gegen den Willen seiner Familie heiratete er mit 18 Jahren das um sechs Jahre ältere Model Martine Zacher, mit der er zwei Söhne bekam. Daraufhin wurde er von seinem Großvater enterbt. Später zog er in die USA und geriet immer tiefer in den Strudel seiner Drogenabhängigkeit. 1981 erlitt er nach einer Drogen-Überdosis einen Hirnschlag und blieb sechs Wochen lang im Koma. Seitdem war er gelähmt und blind. "Alles war dahin, nur nicht sein Gehirn", kommentierte Gettys Stiefvater Bill Newson.

Gettys Vater John Paul II., der der National Gallery of Arts riesige Summen gespendet und ein Vermögen in Marokko verloren hatte, weigerte sich die medizinischen Behandlungen für den kranken Sohn zu zahlen. "Mein Sohn hat sich selbst in diese Situation gebracht", kommentierte er. Ein Gericht zwang ihn jedoch, für den Sohn zu zahlen.

(Ag.)

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