Justyna Polanska: Abrechnung einer Putzfrau

Abrechnung einer Putzfrau
Abrechnung einer Putzfrau(c) Knaur Verlag
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Sie wischt, moppt und bügelt in deutschen Haushalten: Was Justyna Polanska dabei so alles entdeckt, ist amüsant zu lesen, gleichzeitig aber auch beschämend.

Justyna ist eine gepflegte Erscheinung: Die zierliche Blondine zieht sich gern figurbetont an, liebt sorgfältig manikürte Hände und geht nie ohne Make-up zur Arbeit. Ihr Arbeitsplatz: Haushalte in und um Frankfurt. Dort putzt sie die Fenster, schrubbt die Toiletten, wischt Böden und beseitigt so manch Grausliches oder Pikantes, das ihre Arbeitgeber hinterlassen. Justyna Polanska ist Putzfrau – und sie erledigt ihren Job mit Freude.

Bissig und gnadenlos erzählt sie, was sich in deutschen Haushalten zu abspielt. Sie blickt hinter die Fassaden und gibt preis, was bei Herrn Doktor und beim Rentnerehepaar von nebenan schiefläuft. Warum sind die beiden immer zu Hause und trinken Kaffee, wenn Justyna kommt? Sie kontrollieren und überwachen ihre Putzfrau. Macht sie auch tatsächlich alles sauber? Wischt sie hinter dem Kasten und unter der Klobrille? Dort platzieren sie Haarbüschel und andere menschliche Spuren – natürlich nur zum Test.

Manches wollte man gar nicht so genau erfahren, wie es Justyna schildert (die grauslichsten Entdeckungen unter den Betten erspare ich Ihnen jetzt). Das Buch ist unterhaltsam zu lesen, wenn auch literarisch nicht allzu anspruchsvoll. Es ist ein Plädoyer für mehr Respekt gegenüber dem Berufsstand der Reinigungskraft – die Unverfrorenheit einiger Arbeitgeber ist einfach beschämend. Übrigens, mit Nebenwirkungen ist zu rechnen: Nach der Lektüre werden Sie höchstwahrscheinlich Ihre Wohnung putzen wollen. zoe

Justyna Polanska: „Unter deutschen Betten. Eine polnische Putzfrau packt aus“, Knaur Verlag, 224Seiten, 9,30Euro.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.02.2011)

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