Libyen: Ein Wüstenstaat schwimmt im Erdöl

Eine italienische Pipeline in Libyen
Eine italienische Pipeline in Libyen(c) AP
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Länderporträt. Das schwarze Gold hat Libyen zum reichsten Land des schwarzen Kontinents gemacht. Doch "Bruder Revolutionsführer" will den Reichtum kaum mit dem Volk teilen.

Der nordafrikanische Wüstenstaat Libyen ist einer der großen Erdölnationen: Die Öl- und Gasproduktion ist die wichtigste Branche der libyschen Wirtschaft, 95 Prozent der Einnahmen gehen auf Erdölexporte zurück. Dank des Ölreichtums steht der Staat am Südrand des Mittelmeeres mit einem für 2010 geschätzten Pro-Kopf-Einkommen von 12.000 US-Dollar an der Spitze aller afrikanischer Länder.

Bei immer mehr Libyern kommt das stetige Wirtschaftswachstum der vergangenen Jahre allerdings nicht an. Das Regime versucht mit vorsichtigen marktwirtschaftlichen Reformen, besonders im Handel und der Landwirtschaft, die Unzufriedenen - vor allem Jugendliche - zu beruhigen.

Staat basiert auf dem Islam

Herrscher der "Sozialistischen Libysch-Arabischen Volks-Dschamahirija (Herrschaft der Massen)" ist seit einem Putsch 1969 der "Bruder Revolutionsführer" Muammar al-Gaddafi. Seine Staatsdoktrin lehnt eine parlamentarische Demokratie und eine Verfassung als Verfälschung des Volkswillens ab. Der Staat basiert auf dem Islam.

In Libyen schicken rund 470 "Basisvolkskongresse" Beauftragte in den mindestens einmal jährlich tagenden "Allgemeinen Volkskongress". Dieser ernennt die Mitglieder eines "Volkskomitees", das mit einem Kabinett vergleichbar ist. Gaddafi erklärte allerdings jüngst auch die meisten Minister für entbehrlich.

Das Verhältnis Libyens zum Westen war lange durch seine Verstrickungen in den internationalen Terrorismus belastet. Der "Schurkenstaat" war weitgehend isoliert. Zahlreiche Staaten, die Europäische Union und die Vereinten Nationen verhängten Sanktionen. Nachdem sich Gaddafi im Jahr 2003 für den Lockerbie-Anschlag verantwortlich erklärte, Entschädigungszahlungen an die Hinterbliebenen zustimmte sowie ankündigte, das libysche Atomprogramm einzustellen und alle Massenvernichtungswaffen zu zerstören, hob der UNO-Sicherheitsrat seine Strafmaßnahmen auf. 2006 strichen die USA das Land von ihrer Terrorliste und die EU-Staaten nahmen teils intensive Wirtschaftsbeziehungen auf.

In dem 1,76 Millionen Quadratkilometer großen Staat leben rund 6,3 Millionen Menschen. Die meisten von ihnen sind sunnitische Muslime. In Libyen sind zudem mehrere hunderttausend Arbeitskräfte aus dem benachbarten Ägypten beschäftigt. Dazu kommen nach Schätzungen von Experten rund 1,5 Millionen illegale Einwanderer aus verschiedenen afrikanischen Ländern.

Tausende von ihnen versuchen jedes Jahr in lebensgefährlichen Überfahrten, Malta oder die italienische Insel Lampedusa im Mittelmeer zu erreichen. Im Oktober 2010 vereinbarte die EU mit Gaddafi eine "Migrationskooperation". Für 2011 bis 2013 soll Libyen 50 Millionen Euro erhalten - unter anderem für strengere Grenzkontrollen und die Versorgung der Flüchtlinge im Land.

(APA)

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