Wien: Pflichtschulen müssen bis Juni 160 Lehrer einsparen

Wien Pflichtschulen muessen Juni
Wien Pflichtschulen muessen Juni(c) Clemens Fabry
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Der Wiener Stadtschulrat hat mehr Posten veranschlagt, als der Bund bezahlt. Nun muss mitten im Schuljahr eingespart werden. Entlassungen soll es aber keine geben.

Die Wiener Pflichtschulen müssen bis Ende des laufenden Schuljahrs den Gegenwert von 160 Lehrer-Stellen einsparen. Grund ist der erst vor wenigen Tagen im Stadtschulrat eingetroffene endgültige Stellenplan des Bundes, demzufolge Wien bisher um 80 Posten zu viel veranschlagt hat, bestätigte man in der Wiener Schulbehörde einen Bericht des "Kurier" (Donnerstag-Ausgabe).

Allerdings soll kein Lehrer entlassen werden, hieß es - gespart werden soll durch den Rückgriff auf unbezahlte Überstunden, die Einschränkung von Weiterbildung in der Dienstzeit und eventuell bei Doppelbesetzungen im Unterricht.

Provisorischer Plan überzogen

Pflichtschullehrer werden zwar von den Ländern beschäftigt, allerdings vom Bund anhand eines auf Schülerzahlen und Zuschlägen etwa für Kleinschulen oder Sprachförderung basierenden Stellenplans bezahlt. Dieser liegt meist erst gegen Mitte des Schuljahrs vor, davor behelfen sich die Länder mit einem provisorischen Plan. Wien hat heuer deshalb 80 Lehrer-Stellen zu viel vergeben - da diese nun innerhalb eines halben Schuljahrs wieder hereingebracht werden müssen, müssen 160 Vollzeitäquivalente eingespart werden.

Im Stadtschulrat ist man mit dem System dieser Lehrerbezahlung nicht glücklich: "Es ist natürlich nicht günstig, wenn wir das jetzt erfahren." Dazu komme, dass Wien heuer zwar mehr Pflichtschüler, dafür aber weniger Lehrer zugewiesen bekommen habe. Daher hofft man noch auf Änderungen bei den Zuschlägen, wie es etwa Oberösterreich im Vorjahr gelungen sei.

Problem: Grippewelle, Krankenstände

Negativ ausgewirkt habe sich heuer auch eine stärkere Grippewelle und viele Langzeit-Krankenstände, so der Stadtschulrat. Von der Gesamtdimension sei das Problem aber bewältigbar: Bei 12.000 Lehrern liege der nun einzusparende "Übergenuss" bei rund einem Prozent. "Es wird kein Unterricht entfallen." Spüren sollen die Einsparungen primär die Lehrer.

Einerseits sollen die bezahlten Überstunden zurückgefahren und stärker auf die im Dienstrecht vorgesehenen unbezahlten Mehrdienstleistungen im Ausmaß von 20 Stunden pro Jahr zurückgegriffen werden. Diese würden derzeit nicht bei jedem Lehrer voll ausgeschöpft. Stark eingeschränkt werden soll auch der Besuch von Weiterbildung in der Unterrichtszeit - dadurch müssen weniger Stunden suppliert werden.

Doppelbesetzungen zurückfahren

Sollten diese Maßnahmen nicht ausreichen, könnten laut Stadtschulrat sogenannte Doppelbesetzungen in bestimmten Fächern zurückgefahren werden. So sei es etwa nicht nötig, wenn in Physik zwei Lehrer in der Klasse stehen.

Kritik übte die Wiener ÖVP: Sie sieht in einer Aussendung statt einer Bildungsoffensive den "Rotstift regieren" und fordert, die für das Büro des neuen Beauftragten der Stadt Wien für Universitäten und Forschung, Alexander Van der Bellen (Grüne), reservierten rund 200.000 Euro in das Schulwesen umzuleiten.

(APA)

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