"La Resurrezione" im Musikverein

Resurrezione Musikverein
Resurrezione Musikverein(c) AP (Ann Heisenfelt)
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Schaurige Posaune des Teufels: Leid, Trauer – und schließlich Jubel. Händels Auferstehungsoratorium unter Nikolaus Harnoncourt.

Barockes Welttheater, wie es im Buche steht: Der Teufel persönlich darf da über Christi Kreuzestod frohlocken, wenn ihn auch die Verkündigungen eines himmlischen Boten schon mit jenem Licht blenden, das schließlich den Sieg davontragen wird. Dem Gottseibeiuns aber gleich die ersten Worte zu überlassen, war dann der kurialen Zensur doch zu viel, und der Engel hatte das Spiel zu eröffnen...

Beileibe nicht bloß die Gegenüberstellung der Verzweiflung des Karfreitags mit dem Jubel des Ostermorgens liegt Händels 1708 für Rom komponiertes Oratorium „La Resurrezione di Nostro Signor Gesù Cristo“ zugrunde, sondern eine blumig ausgeschmückte Story zwischen Himmel, Erde und Hölle, die sich nicht in paraphrasierten Evangelientexten erschöpft, sondern mit teils weitschweifigen Texten von allgemeiner Metaphorik auch direkt aus der Oper stammen könnte. Kein Wunder, war doch der Librettist Carlo Sigismondo Capece genuiner Dramatiker und nicht bloß in frommer Literatur dilettierender Geistlicher.

Luzifers Continuo-Instrument

Der junge Händel warf damals seine ganze Charakterisierungskunst in die Waagschale, jagte den Teufel durch zerklüftete Gesangslinien, hielt für die trauernden Menschen zärtlich-sanfte Töne etwa von gedämpften Streichern, Viola da gamba oder Flöten bereit und fand für die vielen sprachlichen Bilder anschauliche Klänge.

Nikolaus Harnoncourt wäre nicht Nikolaus Harnoncourt, verstünde er dies an der Spitze seines trefflichen Concentus Musicus nicht wie üblich noch zuzuspitzen: Er verwirft die ältere Annahme, dass die bei der Uraufführung verbürgte, aber ohne Noten überlieferte Posaune bloß in den Sätzen mit Pauken und Trompeten mitgespielt habe, und installiert sie als Luzifers Continuo-Instrument: Als solche schmettert sie mit wahrlich schaurigem Effekt, den Luca Pisaroni durch Saft, Kraft und Wendigkeit auch stimmlich zu verstärken wusste.

Bei Christine Schäfer als Engel schien es zunächst, als wollte sie der Hölle Pforten weniger durch Koloraturen von himmlischer Majestät aufstoßen, sondern eher durch solche von recht irdischer Gewalt, doch fand auch sie in der Folge zu ausgeglichenerer Tongebung, wie sie unter den beiden hier auftretenden trauernden Marien (Jesu Mutter fehlt) vor allem Wiebke Lehmkuhl mit ihrem pastosen und doch agilen Alt als Maria Cleofe zeigte. Roberta Invernizzi (Maria Maddalena) und Toby Spence (San Giovanni) litten, trauerten, jubelten gleichfalls – und in den Jubel stimmte zuletzt das dankbare Publikum mit ein. wawe

Auf Ö1 am 25.4., 19.30 Uhr.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.03.2011)

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