"Das ist Chaos": Yen steigt auf Rekordhoch zum Dollar

File photo of Japanese 10,000 yen notes and $100 dollar notes at the main office of the Korea Exchang
File photo of Japanese 10,000 yen notes and $100 dollar notes at the main office of the Korea Exchang(c) Reuters (Truth Leem)
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Japanische Investoren und Versicherer brauchen dringend Geld. Indes wird die passive Haltung der japanischen Notenbank zunehmend kritisiert. Eine gemeinsame Intervention mit EZB und Fed steht im Raum.

Die japanische Währung Yen ist in der Nacht zum Donnerstag auf ein Rekordhoch zum US-Dollar gestiegen. In einem chaotischen und von starken Sprüngen gekennzeichneten Handel mussten zeitweise nur noch 76,25 Yen für einen Dollar bezahlt werden - so wenig wie noch nie in der Geschichte. Mitte 2007 kostete ein Dollar noch mehr als 120 Yen, schreibt "Zeit Online". Vor der Natur- und Nuklearkatastrophe hatte sich der Yen in einer Bandbreite zwischen 80 und 85 Yen stabilisiert. Der im Vergleich zum Dollar starke Yen ist eines der größten Probleme der japanischen Wirtschaft, da er die Exporte verteuert und die USA einer der wichtigsten Abnehmer japanischer Produkte sind.

Händler führten die starken Yen-Gewinne am Donnerstag darauf zurück, dass japanische Investoren und Versicherer dringend Geld brauchen, um die Schäden aus der Natur- und Nuklearkatastrophe in der Heimat zu bezahlen. Das steigert die Nachfrage nach Yen. Auch automatische Orders zur Verlustbegrenzung dürften ein wesentlicher Grund für die aktuelle Talfahrt des Dollar zum Yen sein. Zudem benötigen ausländische Investoren dringend Yen, um - nach dem Kurssturz der japanischen Börsen - die gestiegenen Sicherheitsleistungen ihrer Terminkontrakte zu erfüllen.

"Das ist Chaos da draußen"

"Das ist Chaos da draußen", zitiert das "Handelsblatt" einen Händler in Australien. "Eine Menge Leute rufen nach einem Eingriff der Zentralbank." Die Wahrscheinlichkeit einer solchen Intervention am Devisenmarkt innerhalb der kommenden 24 Stunden stufen Analysten der Citibank als "extrem hoch" ein.

Ein Nicht-Intervenieren wird von Experten der Commerzbank kritisch gesehen: "Exzessiv starke Wechselkursschwankungen würden die japanische Ökonomie zu hohem Anpassungsstress aussetzen". Kritisiert wird auch die eher zögerliche Haltung der japanischen Notenbank. "Heute Nacht wäre es wahrscheinlich besser gewesen, näher unter der Marke von 80 Yen Flagge zu zeigen, als den Markt sich austoben zu lassen", betonten die Analysten. Anleger könnten die passive Haltung der Notenbank als Einladung werten, gegen die Zentralbank zu spekulieren, schreibt das "Handelsblatt" weiter. "Ausweg aus diesem Dilemma wären konzertierte Interventionen zusammen mit Fed und EZB", heißt es von Seiten der Commerzbank.

Euro zeigt sich weiter gut behauptet

Beim Euro-Dollar-Kurs blieben die Bewegungen noch innerhalb enger Grenzen. Nach Einschätzung der Analysten von der Commerzbank, hat sich beim Euro-Dollar eine Handelsbandbreite zwischen 1,386 und 1,40 herausgebildet. Um 9 Uhr hielt der US-Dollar gegen den Euro bei 1,3959 nach 1,3951 US-Dollar beim Richtkurs vom Mittwoch.

(Ag.)

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