Spontane Interjektion im Angesicht des Hundekots

Spontane Interjektion Angesicht Hundekots
Spontane Interjektion Angesicht Hundekots(c) Bilderbox
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Da stand sie also vor dem Haufen aus Hundekot ...

Da stand sie also vor dem Haufen aus Hundekot, den an der Oberfläche genau die gleiche Musterung zierte wie die Sohle ihres linken Sportschuhs, und sprach das Wort aus, in dessen reale Inkarnation sie gerade getreten war. Allzu verständlich, doch in den Augen vieler Leser vermutlich unpassend, weswegen wir uns jetzt vorstellen, dass sie anstelle des vulgären Begriffs für Kot einen anderen Begriff des Ekels in den Mund genommen hat. Sagen wir, es war „Igitt!“ Diese Vorstellung wirft allerdings gleich wieder eine Frage auf, schließlich will man in einer solchen Situation ja auch wissen, auf welchen etymologischen Pfaden man gerade sein Missfallen kundgetan hat.

Hier kann geholfen werden. „Igitt“ ist eine Interjektion, ein wortähnliches Lautgebilde, mit dem eine Empfindung ausgedrückt werden kann. Linguisten geht davon aus, dass es sich um eine verhüllte Fassung von „Oh Gott“ handelt – schließlich wollte man den Namen Gottes in einem Ausdruck des Missfallens nicht direkt aussprechen. Das ändert sich auch nicht durch Verdoppelung, denn sowohl die Ausrufe „Igittigitt“ als auch „Oh Gott, oh Gott“ sind überliefert. Das englische Äquivalent zu „Igitt“ lautet übrigens „yuck“ – diese Äußerung von Ekel stammt vermutlich aus dem neufundländischen Begriff für „sich übergeben“.

Im Deutschen bietet sich neben dem „Igitt“ auch noch „Pfui“ an, das etymologisch möglicherweise von „pfiuche“ – im Mittelhochdeutsch so viel wie „stinken“, hergeleitet wird, oder einfach nur die lautmalerische Nachahmung des Geräusches beim Ausspucken ist. Gelegentlich schüttelt man sich angesichts des Ekels auch mit „Brrr“, vielleicht auch mit „Wääh“, deren etymologische Wurzeln wir jetzt aber einfach links liegen lassen wollen. Denn seien wir ehrlich, Sie würden vermutlich genauso einfach „Scheiße“ sagen.

E-Mails an: erich.kocina@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.03.2011)

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