Der 23-jährige Wikileaks-Informant wurde auf einen Militärstützpunkt in Kansas gebracht. Mannings Unterstützer befürchten, dass er dort isoliert wird.
Nach heftiger Kritik an seinen Haftbedingungen hat das US-Militär den mutmaßlichen Wikileaks-Informanten Bradley Manning in ein anderes Gefängnis verlegt. Manning sei am Mittwoch von der Armeebasis in Quantico im Staat Virginia auf den Stützpunkt Fort Leavenworth in Kansas gebracht worden, erklärte das Pentagon. Unterstützer Mannings befürchteten, dass der Soldat in der neuen Umgebung noch stärker isoliert werden könnte.
Menschenrechtler hatten die Einzelhaft-Bedingungen des 23-jährigen Gefreiten in Quantico scharf kritisiert. Seine Zelle durfte Manning nur eine Stunde am Tag verlassen, abgeschirmt von den anderen Gefangenen. Außerdem wurde er gezwungen, nackt zu schlafen. In Fort Leavenworth werde Manning nun Besucher empfangen dürfen und Kontakt zu anderen Häftlingen haben, erklärte das Pentagon.
Zugleich betonte das Ministerium, dass mit den Haftumständen in Quantico "keine rechtlichen Standards" verletzt worden seien. Die neue Haftanstalt sei aber "angemessener" für längere Gefängnisaufenthalte. In Fort Leavenworth soll den Angaben zufolge zunächst der psychische Zustand Mannings überprüft werden.
Dagegen warnten Manning-Unterstützer vor einer weiteren Isolierung des Soldaten. Die Verlegung schränke die Besuchsmöglichkeiten seiner an der Ostküste lebenden Familie sowie den Kontakt zu seinem Anwalt ein, sagte Kevin Zeese, Mitglied der Unterstützergruppe.
Manning wird vorgeworfen, Wikileaks mit geheimen Informationen über den Irak- und Afghanistan-Krieg versorgt zu haben. Er sitzt seit Juli 2010 in Virginia ein und wartet auf seinen Prozess. Nach Angaben des Verteidigigungsministerium wird Manning demnächst auf seinen Geisteszustand untersucht. Man prüfe, ob er fit für das Gerichtsverfahren ist, teilten Pentagon-Beamte am Dienstag (Ortszeit) in Washington mit.
"Unmenschliche Behandlung"
Zuletzt hatte sich Manning über Schikanen in der Haft beklagt. Er werde gezwungen, sich jeden Abend komplett auszuziehen und müsse vor Gefängniswärtern nackt strammstehen. Auch die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hatte von "unmenschlicher Behandlung" Mannings gesprochen. Das Pentagon wies die Vorwürfe strikt zurück. Manning werde nicht anders behandelt als andere Häftlinge.
Der Fall Manning
Das Pentagon betrachtet Manning als einen Verräter. Er soll sich 150.000 geheime Depeschen des US-Außenministeriums beschafft und an die Enthüllungsplattform Wikileaks weitergegeben haben.
Offiziell erhoben die Militärs zunächst lediglich Anklage wegen eines Videos, mit dem Wikileaks weltweit Aufsehen erregt hatte, weil es einen brutalen Hubschrauberangriff auf Zivilisten im Irak zeigte. Mittlerweile wurde die Anklage deutlich erweitert.
Die Militärstaatsanwaltschaft wirft dem Gefreiten Manning mehr als 20 Anklagepunkt vor - darunter ist nach US-Medienberichten auch der Vorwurf der "Kollaboration mit dem Feind". Im Falle einer Verurteilung droht dem Gefreiten die Todesstrafe. Die Militärstaatsanwaltschaft habe aber bereits klar gemacht, dass sie die Höchststrafe nicht fordern wolle, heißt es.
(Ag.)