Deutschland wird zum Land der Minijobber

Deutschland - Ein Viertel mehr Minijobber seit 2003
Deutschland - Ein Viertel mehr Minijobber seit 2003(c) AP (Mario Vedder)
  • Drucken

Jeder vierte deutsche Arbeitnehmer geht einem Job nach, bei dem er maximal 400 Euro verdient. Die Tendenz ist stark steigend.

Jeder vierte Erwerbstätige in Deutschland geht einer geringfügig entlohnten Arbeit nach. Seit Herbst 2003 ist die Zahl der Minijobber um 27 Prozent gestiegen, geht aus Statistiken der Bundesagentur für Arbeit (BA) hervor. Während im September 2003 lediglich 5,75 Millionen Männer und Frauen geringfügig beschäftigt waren, sind es sieben Jahren später 7,309 Millionen gewesen - knapp 1,6 Millionen mehr.

Besonders häufig werden Minijobber im Handel, der Gastronomie und im Gesundheitswesen eingesetzt. Sie verdienen nicht mehr als 400 Euro und müssen keine Steuern und Sozialbeiträge abführen, berichtet die "Süddeutsche Zeitung" (Dienstag). Knapp fünf Millionen Beschäftigte arbeiten ausschließlich aus Minijobber, heißt es in dem Bericht.

Kritik an staatlichen Fehlanreizen

Arbeitgeberverbände und Gewerkschaften warnen angesichts dieser Entwicklung vor Missbrauch und kritisieren staatliche "Fehlanreize". Der Staat stelle "ohne sachlichen Grund" Nebenjobber von Sozialbeiträgen und Steuern frei, bemäkelt das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) in der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung.

"Fast jeder zweite Arbeitsplatz in der Gastronomie ist inzwischen ein Minijob. Eine ähnliche Relation gibt es auch in der Gebäudereinigung", heißt es dem Blatt zufolge etwa in einer neuen Studie des Instituts für Arbeit und Qualifikation der Universität Duisburg-Essen für das Wirtschaftsministerium von Thüringen.

"Missbrauch, um Schwarzarbeit zu verschleiern"

Der Deutsche Gewerkschaftsbund DGB kritisiert, dass sich durch die Aufteilung von Arbeitsplätzen in Minijobs die Chancen von Frauen verschlechtert hätten. "Minijobs werden zudem missbraucht, um Schwarzarbeit zu verschleiern", sagt DGB-Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach. Bei Kontrollen lasse sich nur schwer feststellen, ob über die vereinbarte Arbeitszeit hinaus illegal gearbeitet werde, schreibt die "Süddeutsche".

(Red.)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.