Innerhalb der al-Qaida soll es einen Streit über mögliche Anschlagsziele gegeben haben: Bin Laden wollte neue Groß-Anschläge in den USA, während Teile der Terrororganisation weniger riskante Operationen bevorzugten.
Der getötete Terrorführer Osama Bin Laden war von dem Gedanken besessen, einen neuen Anschlag in der Größe von 9/11 zu begehen. Das geht Medienberichten zufolge aus den Unterlagen hervor, die die USA in dem Versteck des al-Qaida-Chefs in Pakistan sichergestellt haben. Darunter befindet sich auch ein handgeschriebenes Tagebuch Bin Ladens.
Wie die "Washington Post" am Donnerstag unter Berufung auf einen Geheimdienst-Mitarbeiter berichtete, bestand Bin Laden darauf, vor allem die USA ins Visier zu nehmen. Al-Qaida-Mitglieder sollten nach seinen Vorstellungen Nicht-Muslime rekrutieren, die sich in den USA unterdrückt fühlen. Dabei sollten sie sich auf Lateinamerikaner und Schwarze konzentrieren.
Als Anschlagsziel erwog Bin Laden dem britischen "Guardian" zufolge diesmal nicht New York, sondern andere US-Städte wie Los Angeles. Neben Flugzeugen sollten auch Züge in die Pläne einbezogen werden.
Teile der al-Qaida wollten Nadelstich-Taktik
Bin Ladens "Fixierung" auf die USA habe zu Reibereien innerhalb der al-Qaida geführt, berichtet die "Washington Post". Andere Mitglieder der Terrororganisation hätten auf weniger riskante Ziele wie Jemen, Somalia oder Algerien gedrängt. Außerdem bevorzugten Teile der Terrororganisation eine Taktik der "Nadelstiche" mit vielen kleinen Anschlägen.
Doch Bin Laden war der Überzeugung, dass kleine Anschläge keinen ausreichenden "Schock-Effekt" haben würden, um die US-Außenpolitik zu beeinflussen. Das könne nur durch die gleichzeitige Tötung einer großen Zahl von Amerikanern erreicht werden.
Klar wird durch die beschlagnahmten Unterlagen, dass Bin Laden in seinem Versteck mehr Einfluss auf die al-Qaida hatte, als bisher angenommen wurde. Die "Washington Post" vergleicht ihn mit einem Verbrecher-Boss, der aus der Gefängniszelle heraus die Fäden zieht.
(Red.)
