Büchner-Preis geht an Friedrich Christian Delius

BuechnerPreis geht Friedrich Christian
BuechnerPreis geht Friedrich Christian(c) Dapd (Katja Lenz)
  • Drucken

Der wichtigste deutsche Literaturpreis geht an einen Autor der "68er-Generation": Friedrich Christian Delius erhält den mit 50.000 Euro dotierten Georg-Büchner-Preis.

Heuer geht der Georg-Büchner-Preis, der wichtigste Literaturpreis Deutschlands, an den deutschen Schriftsteller Friedrich Christian Delius. Das teilte die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung am Mittwoch mit. Die Auszeichnung wird am 29. Oktober im Staatstheater Darmstadt überreicht. Delius gilt als ein "Autor der 68er Generation"

Der 68-Jährige ("Mein Jahr als Mörder", "Der Sonntag, an dem ich Weltmeister wurde") habe als "kritischer, findiger und erfinderischer Beobachter" in seinen Romanen und Erzählungen "die Geschichte der deutschen Bewusstseinslagen im 20. Jahrhundert erzählt", begründete die Akademie ihre Entscheidung. "Seine politisch hellwachen, ideologieresistenten und menschenfreundlichen Texte loten die historischen Tiefendimensionen der Gegenwart aus. Seiner souveränen Erzählkunst gelingt es, eine manchmal satirische Beobachtungsschärfe zu verbinden mit einer humanen Sensibilität, die seine Figuren oft decouvriert, aber nie denunziert."

Heuer mehr Preisgeld

Die Akademie feiert in diesem Jahr "60 Jahre Georg-Büchner-Preis". Das Jubiläum ist mit einer Höherdotierung des Preisgeldes von ehemals 40.000 auf 50.000 Euro verbunden.

Friedrich Christian Delius wurde am 13. Februar 1943 in Rom geboren und wuchs in den hessischen Orten Wehrda und Korbach auf. Noch als Schüler veröffentlichte er 1961 erste Gedichte. Im Anschluss an sein Germanistikstudium an der FU Berlin, später an der TU Berlin, promovierte er 1970 bei Walter Höllerer und arbeitete danach für die Verlage Klaus Wagenbach und Rotbuch. Zudem nahm F.C. Delius an mehreren Tagungen der Gruppe 47 teil: erstmals 1964 im schwedischen Sigtuna, außerdem 1965 in Berlin und in den folgenden beiden Jahren in Princeton/USA und in der Pulvermühle/ Waischfeld. Er las auch auf der letzten Tagung der Gruppe 47 in Dobris bei Prag.

Themen Siemens und RAF

Die Gedichtsammlung "Kerbholz" war 1965 seine erste Buchpublikation. Bekannt wurde er als "Siemens-Delius" mit Dokumentarsatiren wie "Unsere Siemens-Welt", die einen langwierigen Rechtsstreit nach sich zog. Dem folgten unter anderem seine "Aufarbeitung" des "Deutschen Herbstes" im RAF-Terrorjahr 1977 mit dem ersten Teil "Ein Held der inneren Sicherheit". Es folgten zahlreiche weitere Veröffentlichungen, überwiegend Romane und Erzählungen, in denen F.C. Delius sich häufig politisch-historischen Themen der Bundesrepublik Deutschland widmet. Sorgfältige Recherchen für seinen gewählten Stoff waren für Delius dabei immer selbstverständlich.

Seit 1978 arbeitet der vielfach ausgezeichnete F.C. Delius als freier Schriftsteller, heute lebt er in Rom und Berlin. Seine Texte wurden in 17 Sprachen übersetzt. F.C. Delius ist seit 1998 Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, ebenso gehört er der Akademie der Künste in Berlin und der Freien Akademie der Künste in Hamburg an.

Georg-Büchner-Preis

Der Georg-Büchner-Preis gilt als renommierteste Auszeichnung für deutschsprachige Literatur. Er wird seit 1951 jährlich von der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt vergeben.

Geehrt werden Schriftsteller und Dichter, "die in deutscher Sprache schreiben, durch ihre Arbeiten und Werke in besonderem Maße hervortreten und die an der Gestaltung des gegenwärtigen deutschen Kulturlebens wesentlichen Anteil haben". Namensgeber ist der Dramatiker und Revolutionär Georg Büchner (1813 – 1837). In diesem Jahr wurde der Preis mit 50.000 Euro ausgestattet.

Im vergangenen Jahr ging der Georg-Büchner-Preis an den Berliner Schriftsteller Reinhard Jirgl. Frühere Preisträger sind neben anderen Friedrich Dürrenmatt, Heinrich Böll, Erich Kästner, Günter Grass, Wilhelm Genazino, Brigitte Kronauer und Martin Mosebach. Nach Österreich ging der Preis etwa an Elfriede Jelinek, H.C. Artmann, Friederike Mayröcker sowie 2008 an Josef Winkler und 2009 an Walter Kappacher.

(APA/Red.)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.