Zwei deutsche Soldaten in Afghanistan getötet

Drei deutsche Soldaten Afghanistan
Drei deutsche Soldaten Afghanistan(c) Reuters (Wahdat)
  • Drucken

Bei einem Taliban-Anschlag in Nordafghanistan sterben sieben Menschen. Insgesamt hat die Bundeswehr bereits mehr als 50 tote Soldaten zu beklagen.

Bei einem Selbstmordanschlag in Nordafghanistan sind am Samstag nach Angaben eines örtlichen Behördenvertreters zwei deutsche Soldaten getötet worden. Insgesamt seien bei dem Anschlag im Gebäude des Gouverneurs der Provinz Tachar sieben Menschen ums Leben gekommen, sagte der Sprecher der Provinzregierung, Faiz Mohammed Tawhidi. Die Taliban bekannten sich zu dem Anschlag.

Tawhidi sagte, zu den Toten zählten neben den zwei deutschen Bundeswehrsoldaten der Polizeichef für Nordafghanistan, General Mohammed Daud Daud, der Polizeichef der Provinz Tachar sowie zwei weitere Afghanen. Neun weitere Menschen seien verletzt worden.

Deutscher ISAF-Kommandant hat überlebt

Ein Sprecher der NATO-Truppe ISAF in Afghanistan bestätigte, dass Soldaten unter den Opfern seien, machte aber weder Angaben zu deren Nationalität noch dazu, ob die Soldaten getötet oder verletzt wurden.

Der deutsche Kommandant der ISAF-Truppen in Nordafghanistan, Markus Kneip, hielt sich im Gebäude des Provinzgouverneurs auf, als der Anschlag verübt wurde. Ein NATO-Sprecher sagte, Kneip habe den Anschlag überlebt. Der Sprecher machte aber keine Angaben darüber, ob der General verletzt wurde. Kneip ist seit fünf Jahren Kommandant des Regionalkommandos Nord der ISAF.

Taliban bekennen sich zu Anschlag

Der Kommandant der afghanischen Armee für Nordafghanistan, General Salmai Wesa, sagte aber der Nachrichtenagentur dpa, Kneip müsse nach seiner Einschätzung mindestens verletzt worden sein. Wesa hatte bei dem Treffen am Samstag am Sitz des Gouverneurs in der Provinzhauptstadt Talokan ebenfalls teilgenommen.

Taliban-Sprecher Sabiullah Mujahid sagte, einer ihrer Selbstmordattentäter habe den Anschlag auf das Treffen in Talokan verübt. Ein dpa-Reporter am Tatort sagte, die Stadt sei nach dem Anschlag wie ausgestorben. Straßen in die Stadt seien gesperrt worden.

Mehr als 50 tote Bundeswehr-Soldaten

Bis zum Anschlag in Talokan waren in Afghanistan 48 Bundeswehr-Soldaten ums Leben gekommen. 30 von ihnen starben bei Gefechten oder Anschlägen. Erst am Mittwoch war bei einem Sprengstoffanschlag auf eine Bundeswehr-Patrouille in Nordafghanistan ein deutscher Soldat getötet worden. Bei dem Anschlag bei Kundus wurden zudem ein deutscher Soldat leicht und ein afghanischer Dolmetscher mittelschwer verletzt.

Ein ranghoher Mitarbeiter des Provinzgouverneurs Abdul Jabar Takwa bestätigte den Tod des Generals Daud Daud, der als Schlüsselfigur in der jüngeren afghanischen Geschichte galt und unter anderem ehemaliger stellvertretender Innenminister war. Unter den Verletzten sei zudem der Gouverneur selbst, sagte der Mitarbeiter Kutbuddin Kamal.

Anschlag zum Ende des Treffens

Der Anschlag habe sich nach einem Treffen zu Sicherheitsfragen am Sitz des Gouverneurs von Tachar ereignet, sagte Kamal. "Zum Ende des Treffens, als wir gehen wollten, wartete ein Selbstmordattentäter auf dem Flur und sprengte sich in die Luft."

Im Feldlager Kundus wurde am Samstag für den am Mittwoch getöteten Soldaten eine Trauerfeier abgehalten. Daran nahmen nach Angaben der Bundeswehr neben den deutschen Soldaten auch belgische, niederländische, armenische und US-Soldaten teil.

Westerwelle: "Ich bin bestürzt"

Deutschlands Außenminister Guido Westerwelle (FDP) verurteilte während eines Besuchs im Golfstaat Oman den neuen tödlichen Anschlag auf die Bundeswehr in Afghanistan. "Ich bin bestürzt über diesen barbarischen Terrorakt. Wir trauern um die Toten und bangen mit den Verletzten", sagte Westerwelle am Samstag.

Am Bundeswehrlager in Talokan war es erst Mitte Mai zu schweren Ausschreitungen gekommen. Deutsche Soldaten hatten daraufhin gezielt auf Angreifer geschossen. Dabei waren elf Afghanen getötet worden, nach Angaben der Bundeswehr allerdings nicht von deutschen Soldaten sondern von einheimischen Wachleuten.

(Ag.)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Das bei einem Selbstmordanschlag in Talokan beschädigte Regierungsgebäude
Außenpolitik

Afghanistan: Zwölf Kinder bei Nato-Luftangriff getötet

Hubschrauber der ISAF-Truppe sollten den Soldaten eines Nato-Stützpunktes gegen einen Angriff von Aufständischen beistehen. Dabei sind zwei Häuser getroffen worden.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.