Türkische Dominanz in der Glaubensgemeinschaft

Tuerkische Dominanz Glaubensgemeinschaft
Tuerkische Dominanz Glaubensgemeinschaft(c) EPA (Katia Christodoulou)
  • Drucken

Mit der erstmaligen Mitwirkung von Atib nimmt der türkische Einfluss in der Islamischen Glaubensgemeinschaft deutlich zu.

WIEN/EKO. Dass die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGiÖ) künftig türkisch dominiert sein wird, ist schon seit Längerem klar – und entspricht auch den tatsächlichen Mehrheitsverhältnissen unter den Muslimen in Österreich. Von den geschätzten 500.000 Muslimen im Land werden rund 250.000 der türkischen Community zugerechnet.

Organisiert ist die türkische Community in mehreren Vereinen und Gruppierungen. Der größte davon ist die „Türkisch-islamische Union für kulturelle und soziale Zusammenarbeit in Österreich“ (Atib), die nach eigenen Angaben 75.000 Mitglieder hat und 63 Gebetsstätten im ganzen Land verwaltet. Dazu gehören auch die Moscheen in Bad Vöslau und Telfs, die wegen ihrer Minarette in die Schlagzeilen kamen.

Atib erstmals dabei

Die Atib engagierte sich bisher nicht in der Islamischen Glaubensgemeinschaft – erst mit der Ende 2009 genehmigten neuen Verfassung und Wahlordnung beteiligt sich der Verband an der Arbeit in der IGGiÖ. Die zweitgrößte Gruppierung, die vor allem in Wien starke Islamische Föderation, ist schon länger in der Muslime-Vertretung engagiert. Unter anderem stellt die Vereinigung, die mehr als 30 Moscheevereine betreibt, mit Fuat Sanac den derzeitigen Vorsitzenden des Schurarats, des legislativen Organs der Glaubensgemeinschaft. Sanac gilt auch als Favorit für die Nachfolge des scheidenden Präsidenten Anas Schakfeh, die der neu konstituierte Schurarat am 26. Juni beschließt.

Hinter vorgehaltener Hand heißt es, dass die Atib Sanac bei der Wahl zum Präsidenten unterstützt, im Gegenzug wurde Nihat Koca, ein Atib-Mann, an die Spitze der Islamischen Religionsgemeinde Wien gewählt – obwohl die Föderation in Wien mehr Mitglieder hat. Bei Atib dementiert man derartige Absprachen. Schließlich habe man auch in Niederösterreich und Vorarlberg, wo die Atib die Mehrheit hält, Kandidaten der Islamischen Föderation für den Vorsitz gewählt. Im Vordergrund stünde, so Atib-Vorsitzender Seyfi Bozkus, eine „ideale repräsentative Persönlichkeit“ zu finden.

Bei aller Dominanz gibt es allerdings eine Grenze, die in der neuen Verfassung eingezogen wurde: In allen Gremien der IGGiÖ darf eine ethnische Gruppe maximal die Hälfte der Funktionen an der Spitze besetzen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.06.2011)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.