„Vogel Strauß“ gilt nicht mehr

Niemand weiß genau, wie der Fall Alijew zu beurteilen ist. Genau das ist das Problem.

Meinung

Was soll Österreich mit dem früheren kasachischen Botschafter Rakhat Alijew bloß anfangen? Zunächst hieß es landestypisch: „Wir werd'n kan Richter brauch'n.“ Die Kasachen ließen aber nicht locker, wurden nicht müde, von Österreich die Auslieferung des einstigen Top-diplomaten zu verlangen. Also nahm man hierzulande eine Anleihe aus dem Tierreich: Man tat es dem Vogel Strauß gleich, steckte den Kopf in den Sand und hoffte, dass Alijew bald unauffindbar sein würde. Die Kasachen engagierten hoch dotierte, dafür aber auch hoch lästige österreichische Anwälte. Und mittlerweile sitzen bei Pressekonferenzen sogar anerkannte Hochschulprofessoren auf dem Podium und verlangen, dass Österreich endlich aktiv wird.

Nein, Österreich wird um eine Entscheidung nicht herumkommen. Immerhin steht der einstige Botschafter unter Mordverdacht. Die Wahl lautet: ausliefern oder selbst ermitteln? Beides ist heikel. Und: Allein für diese Frage werden wir den (sprichwörtlichen) Richter brauchen.

manfred.seeh@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.06.2011)

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